IWH-Insolvenztrend

Insolvenzen im dritten Quartal so hoch wie zuletzt 2010

Im dritten Quartal sind so viele Unternehmen in die Insolvenz gegangen wie zuletzt 2010, nach der globalen Finanzkrise. Das IWH erwartet weiter steigende Fallzahlen.

Insolvenzen im dritten Quartal so hoch wie zuletzt 2010

Insolvenzen im dritten Quartal auf Krisenhoch

ba Frankfurt

Im September sind erneut mehr Unternehmen in die Pleite gerutscht, sodass sich für das dritte Quartal insgesamt der höchste Stand seit 14 Jahren ergibt. Die Fallzahlen dürften weiter steigen. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) spielen dabei neben der aktuellen Schwächephase der deutschen Wirtschaft Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie eine Rolle. Viele der Unternehmen, die damals mit staatlichen Stützungsprogrammen am Leben gehalten worden waren, geraten nun in Schwierigkeiten, erklärte IWH-Experte Steffen Müller.

Wie etwa FTI Touristik: Während der Pandemie mit 600 Mill. Euro noch vor der Insolvenz gerettet, wurde im September jetzt das Insolvenzverfahren eröffnet.

Laut dem IWH-Insolvenztrend kletterte die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im September um 2% zum Vormonat auf 1.303. Das sind 28% mehr als im Vorjahr und übertrifft das Vor-Corona-Niveau eines durchschnittlichen Septembers der Jahre 2016 bis 2019 um 44%. Im dritten Quartal wurden 3.991 Pleiten verzeichnet – mehr gab es zuletzt im zweiten Quartal 2010 mit 4.071 Fällen. „Damals wirkte beim Insolvenzgeschehen noch die große Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 nach“, ordnet das IWH ein. Verglichen mit dem dritten Quartal 2023 stieg die Insolvenzzahl um 31%, während die Zahl betroffener Jobs mit 44% deutlich stärker zulegte. Im September waren von den größten 10% der insolventen Unternehmen fast 23.000 Arbeitsplätze betroffen. Die Zahl liegt mehr als die Hälfte über dem Vormonatswert und 75% höher als im Vorjahr.

Das Vor-Corona-Niveau übersteigen die betroffenen Jobs im September um 350%. Unter den größe­ren Bundesländern verzeichnet das IWH die stärksten Anstiege in Bayern (+56%) und Baden-Württemberg (+42%). Unter den großen Insolvenzbranchen war der Anstieg im Be­reich der unternehmensnahen Dienstleistungen mit 31% am höchsten, während kleinere Branchen, wie etwa das Grundstücks- und Wohnungswesen, mit 69% noch deutlich kräftigere Zuwächse verzeichneten. Gemessen an den betroffenen Jobs gab es die stärksten Anstiege bei den großen Insolvenz­branchen im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen (104%) und im verarbeitenden Gewerbe (58%).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.