PERSONEN

Italien holt sich seinen neuen Industrieminister aus Brüssel

tkb - Seine Karriere begann der damals zehnjährige Carlo Calenda, Italiens neu ernannter Minister für Industrie und wirtschaftliche Entwicklung, als erfolgreicher Schauspieler in der TV-Filmserie "Cuore" (Herz). Sein Großvater Luigi Comencini führte...

Italien holt sich seinen neuen Industrieminister aus Brüssel

tkb – Seine Karriere begann der damals zehnjährige Carlo Calenda, Italiens neu ernannter Minister für Industrie und wirtschaftliche Entwicklung, als erfolgreicher Schauspieler in der TV-Filmserie “Cuore” (Herz). Sein Großvater Luigi Comencini führte in dem Melodram gemeinsam mit Mutter Cristina Regie. Doch Vater Fabio, Ökonom, Schriftsteller und Journalist, bestand auf einer juristischen Laufbahn seines Sohnes.Der heute 43-jährige Wirtschaftsliberale Calenda hat nach seinem Jura-Studium in Rom seine Karriere bei einer ausländischen Investmentbank begonnen, wechselte aber bald zum Luxusautohersteller Ferrari. Hier war er für die Beziehungen zu den Institutionen verantwortlich. Der damalige Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte, sobald er zum Präsidenten des Industriellenverbandes Confindustria ernannt wurde, Calenda an seine Seite geholt und ihm die Strategie des Verbandes anvertraut. Calenda hatte sich damals auch bei der von Montezemolo gegründeten Bewegung “Italia Futura” engagiert. Da diese nicht zur politischen Partei avancierte, flankierte er den damaligen Regierungschef Mario Monti bei seiner neu gegründeten Partei Scelto Civico. Als sich die Monti-Partei als Flop erwies, wechselte er zur aktuellen Regierungspartei Partito Democratico (PD) über. Bereits Regierungschef Enrico Letta ernannte ihn 2013 zum Vizeminister für Industrie und wirtschaftliche Entwicklung. Er verharrte im Amt, auch nachdem Letta zurückgetreten war und Matteo Renzi Regierungschef wurde. Während der knapp zweijährigen Tätigkeit der inzwischen zurückgetretenen Ministerin Federica Guidi wurde Calenda als der eigentliche Chef im Ministerium gesehen.Es war daher keine Überraschung, dass Renzi den zu Jahresbeginn als Botschafter nach Brüssel entsandten Calenda wieder zurückholte. Nicht zuletzt, da die Aufgaben, die auf ihn warten, auch ausschlaggebend für die Zukunft der Regierung sind: Der Minister muss möglichst bald das heikle Problem des konkursreifen Stahlgiganten Ilva lösen, muss die ins Stocken geratene Liberalisierung und die Digitalisierung der Industrieunternehmen vorantreiben und die Investitionen zum Ausbau der Breitband-Vernetzung beschleunigen.