Zentralbanken

Italiens Notenbank erfreut den Staat

Italiens Notenbank schüttet für 2020 7,3 Mrd. Euro an den Staat ab. Im Gegensatz dazu hat die Bundesbank für das abgelaufene Jahr erstmals seit 1979 keinen Gewinn ausgewiesen und kein Geld nach Berlin überwiesen.

Italiens Notenbank erfreut den Staat

bl/ms Mailand/Frankfurt

– Die italienische Notenbank Banca d’Italia führt für 2020 insgesamt 7,3 Mrd. Euro an den Staat ab. Das teilte die Zentralbank jetzt mit. Das ist deutlich mehr als die 1,9 Mrd. Euro, die die französische Banque de France an Paris zahlt. Die Bundesbank schüttet für 2020 sogar nichts an den Staat aus – erstmals seit dem Jahr 1979 (vgl. BZ vom 4. März).

EZB-Politik dominiert Bilanz

Der Bruttogewinn der Banca d’Italia belief sich auf 10,2 Mrd. Euro. Nach Abzug diverser Aufwendungen sowie Rückstellungen für allgemeine Risiken in Höhe von 2,5 Mrd. Euro verbleibt ein im Vergleich zum Vorjahr um 2 Mrd. Euro auf 6,3 Mrd. Euro geschrumpfter Nettogewinn. Davon werden 5,9 Mrd. Euro als Dividende an den Staat abgeführt. Zusammen mit Sondererträgen von 1,4 Mrd. Euro erhält Rom von der Notenbank insgesamt 7,3 Mrd. Euro. In den letzten fünf Jahren hat die Banca d’Italia damit 25 Mrd. Euro in Form von Dividenden an den Staat abgeführt. Dazu kamen periodenfremde Erträge von 6,5 Mrd. Euro.

Die Bilanzsumme der Notenbank wurde durch die massiven Aufkaufprogramme der Europäischen Zen­tralbank (EZB) enorm aufgebläht – und zwar um 336 Mrd. Euro auf 1296 Mrd. Euro. In den fünf Jahren zuvor war sie bereits um 429 Mrd. Euro angewachsen. Die Wagnisrückstellungen der Banca d’Italia belaufen sich nach der neuerlichen Aufstockung nun auf 30,7 Mrd. Euro.

Allein im vergangenen Jahr erwarb die Banca d’Italia zu­sätzliche italienische Staatsanleihen in Höhe von 116 Mrd. Euro. Sie hält nun Bonds im Umfang von 473 Mrd. Euro. Die Einlagen italienischer Kreditinstitute bei der Banca d’Italia verdreifachten sich 2020 auf 299 Mrd. Euro.

Die Notenbank erwartet ein Anhalten der sehr expansiven Geldpolitik und will die Aufkäufe von italienischen Bonds in den nächsten Monaten noch intensivieren. Der negative Target2-Saldo Italiens lag 2020 bei 516 Mrd. Euro und reduzierte sich bis März 2021 auf 490 Mrd. Euro.

Im Gegensatz zur italienischen Notenbank hat die Bundesbank für 2020 ein ausgeglichenes Jahresergebnis ausgewiesen – weshalb eine Überweisung nach Berlin ausblieb. Grund ist vor allem eine deutlich erhöhte Risikovorsorge. Die Bundesbank hat infolge der geldpolitischen Krisenmaßnahmen in der Corona-Pandemie ihre Wagnisrückstellung um 2,4 Mrd. Euro auf 18,8 Mrd. Euro aufgestockt. 2019 hatte die Bundesbank noch einen Gewinn von 5,9 Mrd. Euro erzielt.

In den vergangenen Jahren hatte es mitunter Diskussionen über die Rückstellungspolitik der Bundesbank gegeben. Kritiker warfen ihr teils politisches Kalkül vor, zumal sie eine allzu aggressive Geldpolitik der EZB kritisch sieht. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte bei der Vorstellung des Jahresabschlusses für 2020 aber betont, dass es sich bei den Rückstellungen nicht um eine politische, sondern um eine modellgestützte Entscheidung handele.

Mehr Rückstellungen nötig

Nach Informationen aus Notenbankkreisen hatten die Modelle sogar eine mehr als doppelt so hohe Aufstockung der Wagnisrückstellung angezeigt. Es sei aber unproblematisch, das zeitlich ein wenig zu strecken, hieß es. Demnach zeichnet sich ab, dass es auch 2021 keinen Bundesbankgewinn geben wird.