Geldpolitik

Italiens Notenbankchef Visco für große EZB-Flexibilität

Nach Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau spricht sich auch Italiens Zentralbankchef Ignazio Visco für eine auch künftig hohe Flexibilität seitens der EZB aus. Streit im EZB–Rat scheint programmiert.

Italiens Notenbankchef Visco für große EZB-Flexibilität

ms Frankfurt

Im Ringen um die weitere EZB-Geldpolitik nimmt der Rückhalt für eine auch künftig hohe Flexibilität seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) zu. Nach Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau sprach sich jetzt auch Italiens Zentralbankchef Ignazio Visco für einen sehr flexiblen Ansatz aus. Als Vertreter der beiden größten Euro-Volkswirtschaften nach Deutschland kommt ihren Worten große Bedeutung zu. Visco deutete als eine Option größere Käufe von Euro-Anleihen an.

„Ich denke, dass die Flexibilität erhalten bleiben sollte. Wir müssen sicherlich darüber diskutieren, wie wir unsere Kaufprogramme anpassen können“, sagte Visco in einem Interview mit Bloomberg TV. „Das wird ge­gen unerwartete Schocks helfen, und es wird helfen, eine Fragmentierung zu vermeiden, die wieder zu­nehmen könnte.“ Den Anteil der von internationalen Institutionen im Euroraum begebenen Schuldtiteln zu erhöhen ist „etwas, das wir am Ende vielleicht tun werden“, so Visco weiter. Das müsse aber noch diskutiert werden.

Der EZB-Rat steht vor wegweisenden Entscheidungen, weil das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP mit einem Volumen von aktuell 1,85 Bill. Euro nach aktuellem Stand Ende März 2022 ausläuft. Die Notenbanker ringen derzeit zunehmend um die Frage, wie viel Unterstützung dann noch nötig ist. Besonders umstritten ist, inwieweit die große Fle­xibilität des PEPP auf andere Programme übertragen werden soll. Bundesbankchef Jens Weidmann etwa sieht das kritisch. PEPP bietet etwa mehr Flexibilität, weil es keine Kaufobergrenzen wie beim parallelen Programm APP gibt.

Auch angesichts solcher Restriktionen gibt es in Notenbankkreisen Diskussionen darüber, künftig den Kaufanteil von Anleihen zu erhöhen, die von EU-Institutionen begeben werden. Derzeit liegt dieser bei 10%. Die EZB könnte dann künftig auch stärker bei jenen Anleihen zuschlagen, die die EU-Kommission zur Finanzierung der Ausgaben für den Euro-Wiederaufbaufonds begibt.

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