Italiens Populisten attackieren EZB-Chef Draghi

Regierung: Aussagen haben Atmosphäre vergiftet

Italiens Populisten attackieren EZB-Chef Draghi

ms Frankfurt – Im Defizitstreit zwischen Italien und seinen Euro-Partnern hat sich der Ton noch einmal deutlich verschärft. Die italienische Regierung griff am Freitag EZB-Präsident Mario Draghi an und warf ihm vor, mit Aussagen am Donnerstag die Atmosphäre weiter vergiftet zu haben. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici attackierte derweil am Freitag einen italienischen Europaabgeordneten, der Dokumente von ihm mit Füßen getreten hatte.Der Streit zwischen Italiens Regierung und der EU-Kommission war in dieser Woche eskaliert. Brüssel hat Rom eine Frist von drei Wochen eingeräumt, um die Haushaltspläne zu ändern. Ein derartiger Schritt ist beispiellos. Italiens Regierung bleibt bislang hart und greift Brüssel an.EZB-Präsident Draghi hatte Rom am Donnerstag gemahnt, sich im Ton zu mäßigen, die EU-Fiskalregeln einzuhalten und das Euro-Rahmenwerk nicht infrage zu stellen. “Wir sind in einer Zeit, in der wir Italien unterstützen müssen, und ich bin überrascht, dass ein Italiener das Klima auf diese Weise vergiftet”, sagte nun am Freitag Italiens Vizeregierungschef Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf italienische Medien berichtete. Draghi seinerseits betonte am Freitag in einer Rede in Brüssel die Bedeutung einer unabhängigen Zentralbank – ohne sein eigenes Heimatland direkt zu erwähnen.EU-Wirtschaftskommissar Moscovici beschimpfte derweil am Freitag den EU-Abgeordneten Angelo Ciocca als Faschisten. Ciocca von der rechten italienischen Regierungspartei Lega hatte während einer Pressekonferenz von Moscovici am Dienstag mit einem Schuh in der Hand auf Dokumente des EU-Kommissars getreten. “Das ist ein Trottel, ein Provokateur, ein Faschist. Seine Geste war grotesk”, sagte Moscovici nun dem Sender CNews, wie dpa-afx berichtete: “Das ist die Politik, die ich hasse und das sind die Leute, die ich bis zu meinem letzten Atemzug bekämpfen werde.”