Italiens Wirtschaft wächst der Zentralbank zu langsam
tkb Rom – Italiens Wirtschaft wächst zu langsam. Dies sagte Zentralbankchef Ignazio Visco anlässlich der traditionellen Hauptversammlung der Banca d’Italia in Rom. Anlässlich der “Schlussbetrachtungen” des Notenbankchefs drang Visco auf einen weiteren Abbau der Arbeitskosten und auf Förderungen der Investitionen, um das Wachstumspotenzial zu erhöhen. Visco betonte, dass es schwierig sei, die zahlreichen Krisenbanken im Lande zu kontrollieren. Doch dürfe das Phänomen der notleidenden Kredite nicht überbewertet werden. Er verwies auf die derzeit stattfindende Trendwende bei den Non Performing Loans.Die Rückkehr der Wirtschaft zu Vorkrisenzeiten schreite zu langsam voran, kritisierte der Notenbanker jedoch. “Wir treten nur langsam, zu langsam, aus einer mehrjährigen Krisensituation heraus.” Diese war nicht nur finanzieller und wirtschaftlicher, sondern auch soziopolitischer Natur. “Es muss mehr unternommen werden, um das Wachstum anzukurbeln”, forderte er die Regierung zu einer Fortsetzung ihrer Reformpolitik auf und mahnte, dass die derzeitigen Aussichten für das Wirtschaftswachstum enttäuschend seien (+ 1 %). Den Schwerpunkt seiner Ausführungen legte Visco auf die öffentlichen Investitionen, wobei vor allem Innovationsinvestitionen gefördert werden müssten. Auch sprach sich der Notenbankchef für Interventionen bei den Mindesteinkommen aus. Auch wenn die Arbeitslosenquote noch zu hoch sei, so sehe er an dieser Front doch eine leichte Aufhellung gegenüber den Vorjahren. Warnung vor BrexitDer Zentralbankchef warnte auch vor neuen Barrieren innerhalb der Europäischen Union und verwies auf die negativen Folgen eines möglichen Brexit. Er zweifelt zudem, ob der für das laufende Jahr angepeilte Schuldenabbau tatsächlich umgesetzt werden kann. “Das geringe Wachstum bremst die geplante Trendwende an der Schuldenfront.” Visco forderte eine Beschleunigung der Privatisierungen in Italien, um zumindest 2017 “einen wesentlichen Erfolg beim Schuldenabbau” erreichen zu können.Was den Bankensektor betrifft, so verweist Visco nicht nur auf die geringe Profitabilität und auf die Vielzahl der Problemkredite. Die Erholung des Bankensektors sei einzig durch Aggregationen, durch Kostenabbau und Reduzierung des Filialnetzes zu erreichen, strich er hervor.