IW für mehr qualifizierte Zuwanderung

Kölner Forschungsinstitut regt ein Punktesystem als Eintrittskarte an

IW für mehr qualifizierte Zuwanderung

wf Berlin – Das von der deutschen Wirtschaft getragene Institut der deutschen Wirtschaft (IW) setzt sich für gezielte Zuwanderung ausgebildeter Arbeitskräfte ein. “Wir müssen die qualifizierte Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten erleichtern und fördern und dauerhafte Perspektiven bieten”, sagte IW-Präsident Michael Hüther vor der Presse in Berlin. Dazu gehöre ein modernes Einwanderungsgesetz mit deutlich vereinfachten und einheitlichen rechtlichen Regelungen. Ein Punktesystem, das Kriterien für die Einwanderung festlegt, erlaube es Fachkräften auch ohne konkretes Jobangebot nach Deutschland zu kommen. Damit sind Hüther zufolge auch keine Quote und kein Limit nötig. Zumal sich die Zahl an Zuwanderern über die Auswahl der Kriterien steuern lasse.Deutschland ist dem IW zufolge vor allem auf Zuwanderung von Fachkräften angewiesen. Durch den Flüchtlingszustrom könne die sich abzeichnende demografische Lücke in der Erwerbsbevölkerung nicht ausgeglichen werden. “Die Menschen, die flüchten, kommen nicht zu uns, um unsere Arbeitsmarktprobleme zu lösen”, sagte Hüther. Vielen fehle die Qualifikation. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hat ein Viertel der Menschen, die hierzulande Schutz suchen, weniger als fünf Jahre die Schule besucht. 2014 seien nur 36,5 % der Erwachsenen aus den wichtigsten Herkunftsländern hierzulande erwerbstätig gewesen. Fachkräftemangel besorgtNach Schätzungen von Demografieexperten sinkt die Erwerbsbevölkerung in Deutschland bis 2035 jährlich um mehr als 500 000 Menschen. Die Zahl der Erwerbsfähigen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren wird damit in den nächsten zwei Dekaden um 10,4 Millionen Personen zurückgehen. Die Wirtschaft befürchtet einen Mangel an Fachkräften. Sie dringt seit geraumer Zeit auf Gegenmaßnahmen.Gebraucht werden vor allem Experten für Digitalisierung, die auf die Entwicklung, Herstellung, Programmierung, Bedienung und Wartung moderner technischer Anlagen spezialisiert sind. Ungelernte Hilfskräfte benötigen einer IW-Studie zufolge nur 6,8 % der Unternehmen, die digital aufgestellt sind. Dagegen rechnen 44,5 % der Firmen mit Akademikern und 41,2 % mit Arbeitnehmern mit abgeschlossener Berufsausbildung. Migranten aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea arbeiteten selten in qualifizierten Berufen. Ende Juni 2015 seien mit 44 % überdurchschnittlich viele in Helferberufen tätig gewesen. Bezogen auf alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt die Quote bei 15 %.