IWF attestiert Exportblüte durch Abwertung

Studie des Weltwährungsfonds über die Folgen von Wechselkursbewegungen - USA aktuell als Verlierer

IWF attestiert Exportblüte durch Abwertung

ms Frankfurt – Die Entwicklung von Wechselkursen hat nach wie vor einen enormen Einfluss auf Exporte und Importe. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einem gestern veröffentlichten, analytischen Kapitel seines neuen Weltwirtschaftsausblicks. Im Durchschnitt führe eine Abwertung des realen effektiven Wechselkurses um 10 % zu einem Anstieg der realen Nettoexporte um 1,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP).Der IWF stellt sich damit gegen Einschätzungen, die Wechselkurse hätten heute einen viel geringeren Einfluss auf die Handelsströme oder beides habe sich gar komplett voneinander gelöst. Einige Experten argumentieren so und verweisen darauf, dass die Wertschöpfungskette zunehmend globalisiert sei – die Produktion eines Gutes also zunehmend in mehreren Ländern stattfinde.Das Ergebnis der IWF-Analyse ist in doppelter Hinsicht relevant. Einerseits hätte eine Entkopplung von Wechselkursen und Handel weit reichende Konsequenzen für die Geldpolitik, für die dieses Verhältnis einen wichtigen Transmissionskanal darstellt, wie auch der IWF schreibt: Eine Abwertung erhöht nach traditioneller Sichtweise die Exporte und kurbelt die Wirtschaft sowie letztlich auch die Preise an.Andererseits ist der Zusammenhang zwischen Wechselkursen und Exporten wie Importen eine zentrale Stellschraube, wenn es darum geht, Handelsungleichgewichte in der Weltwirtschaft abzubauen. Diese gelten seit Jahren als eine der größten Herausforderungen der Politik.In den vergangenen Monaten und Jahren hatten ungewöhnlich starke Wechselkursbewegungen die Debatte über die Effekte solcher Schwankungen auf den Handel angeheizt. Der reale effektive Wechselkurs des Dollar ist heute mehr als 10 % höher als Mitte 2014. Der Euro hat im gleichen Zeitraum mehr als 10 % an Wert verloren, der Yen seit Mitte 2012 gar mehr als 30 %. Zuletzt hatte auch deshalb wieder die Debatte über einen weltweiten Abwertungswettlauf an Fahrt aufgenommen.Der IWF stützt sich nun auf die Erfahrungen aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern aus mehr als drei Jahrzehnten. Laut seiner eigenen Auskunft ist das eine größere Datenbasis als normalerweise analysiert. Im Ergebnis kommt er zu dem Anstieg um 1,5 % bei den Nettoexporten, wenn der Wechselkurs um 10 % abwertet.Laut IWF unterscheiden sich die Effekte aber von Land zu Land stark. Den größten Effekt habe eine Abwertung bei Ländern, deren Binnenwirtschaft unterausgelastet sei und deren Finanzsystem normal funktioniere. Insgesamt braucht es laut IWF einige Jahre, bis sich die Effekte voll niederschlagen. Der Großteil finde aber im ersten Jahr statt.Wenngleich der IWF also generell keinen Bruch im Zusammenspiel zwischen Wechselkursen und Handel attestiert, sieht er Japan als Ausnahme. Obwohl der Yen stark abgewertet habe, hätten sich die Exporte schwächer entwickelt als gedacht und nicht so stark zugelegt wie erwartet. Das führen die Autoren aber auch auf spezielle Faktoren wie etwa das Erdbeben 2011 und die Unsicherheit über das Energieangebot zurück.Alles in allem kommt der IWF zu dem Schluss, dass die Wechselkursbewegungen seit Januar 2013 die Exporte der USA und von Ländern, die am Dollar hängen, gedrückt und jene der Eurozone und von Ländern wie Japan erhöht haben.