IWF-Frühjahrstagung

IWF-Chefin hält Plädoyer für Welthandel

Bei der virtuellen IWF-Frühjahrstagung dreht sich fast alles um den Kampf gegen die Pandemie. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa erinnert nun an eine andere zentrale Baustelle der Weltwirtschaft – den freien Welthandel.

IWF-Chefin hält Plädoyer für Welthandel

ms Frankfurt

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat eine rasche Überwindung der globalen Handelsstreitigkeiten und eine zügige Reform der Welthandelsorganisation WTO an­gemahnt. Der freie Handel von Waren und Dienstleistungen sei ein wesentlicher Treiber des globalen Lebensstandards, sagte Georgiewa am Donnerstabend bei einer virtuellen Diskussion anlässlich der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie bezeichnete einen starken Handel zudem als wichtiges Instrument gegen einen zu starken Anstieg der Inflation.

Mit ihren Aussagen rückt Georgiewa ein Thema wieder stärker in den Fokus, das zuletzt wegen der Pandemie etwas in den Hintergrund geraten war – die Lage und Zukunft des Welthandels. Ex-US-Präsident Do­nald Trump hatte sich vor allem mit China einen wahren Handelskrieg geliefert, der die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen hatte. Nun hat zwar Joe Biden Trump abgelöst, aber es scheint sehr fraglich, ob er in Handelsfragen gegenüber Peking sehr viel kulanter auftreten wird. Zugleich besteht aber wenigstens die Hoffnung, dass er die US-Blockade bei der WTO-Reform bricht.

Der IWF sieht eine dauerhafte Lösung der Handelsspannungen und die Stärkung des regelbasierten multilateralen Systems als wesentlichen Bestandteil der globalen wirtschaftspolitischen Agenda. Entsprechend will sich der Fonds für beides entschlossen einsetzen, wie Georgiewa auch in ihrer Global Policy Agenda 2021 schreibt. Bei der Diskussion am Donnerstag zog Georgiewa zudem die Verbindung zu den weltweit grassierenden Inflationssorgen. „Wir müssen erkennen, wie wichtig der Handel ist, um die Preise niedrig zu halten“, sagte sie. Ein überraschend starker Anstieg der Inflation in vielen Teilen der Welt zu Jahresbeginn hat eine Debatte über ein Comeback der Inflation losgetreten – und über die möglichen Folgen für die Wirtschaft und die Finanzmärkte.

Die neue WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala nahm bei der Diskussion das Plädoyer Georgiewas dankend auf. Ein transparentes und faires Welthandelssystem sei „das Beste für die ganze Welt“, sagte sie. Die WTO müsse wieder handlungsfähig werden und die Handelsregeln zukunftsfest gemacht werden. Sie richtete den Blick dabei insbesondere auf digitale Innovationen und die grüne Wirtschaft. Der Handel könne einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten, etwa bei der Reduzierung von Emissionen.

Okonjo-Iweala sagte, für die Reform der WTO und der Welthandelsregeln brauche es die Unterstützer aller. Nicht zuletzt seien Europa, China und die USA gefordert. Die USA hatten unter Trump jahrelang die Ernennung von Richtern für das WTO-Schlichtungsgremium blockiert, wodurch das Gremium letztlich handlungsunfähig wurde.