IWF erwartet weniger Wachstum der Weltwirtschaft
det Washington – Angesichts zunehmender Spannungen in der Eurozone und enttäuschender Wachstumsraten in den Schwellenländern hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für die Weltwirtschaft für das laufende Jahr leicht nach unten korrigiert und rechnet 2013 mit einer weiteren Abschwächung. Risiken gehen laut dem Währungsfonds aber auch von den USA aus, wo eine zügige Anhebung der staatlichen Verschuldungsgrenze und ein mittelfristig ausgerichteter Plan zur Sanierung der Staatsfinanzen notwendig sind, um einen Einbruch zu verhindern.Laut dem gestern veröffentlichten Bericht des IWF wird die globale Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 3,5 % und 2013 um 3,9 % zulegen. Der im April veröffentlichte World Economic Outlook (WEO) war noch von einem Plus von 3,6 % 2012 und im kommenden Jahr von 4,1 % ausgegangen.Die nur marginale Revision, so das vierteljährliche WEO-Update, unterstellt aber eine rasche Umsetzung der beim EU-Gipfel gefassten Beschlüsse zur Stabilisierung der Währungsunion sowie Maßnahmen in den Schwellenländern, um dem Rückgang der Exporte und der hohen Volatilität der Kapitalströme entgegenzuwirken.Olivier Blanchard, Chefökonom des Weltwährungsfonds, sprach von einer weltweit “sehr schwachen Erholung, mit einer Rate von 3,5 % die schwächste der vergangenen zehn Jahre”. Dass die globale Wirtschaftsleistung während des ersten Quartals 2012 etwas stärker zulegte als erwartet begründet der IWF unter anderem mit den Folgen der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte der Europäischen Zentralbank (EZB), die zu Entspannung an den Finanzmärkten geführt haben. Eine wichtige Rolle spielte auch die Zunahme der Industrieproduktion und des Welthandelsvolumens, deren größte Nutznießer nach Darstellung des IWF Japan und die asiatischen Schwellenländer waren. In Deutschland wird folglich 2012 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,0 % erwartet. In dem im April veröffentlichten WEO hatte der Währungsfonds ein Plus von nur 0,6 % prognostiziert. Arbeitsmarkt belastetDass sich hingegen im zweiten Quartal der Konjunkturhimmel wieder verdunkelt hat, wird im WEO-Update mit dem schwachen Arbeitsmarkt in vielen Industrieländern, vor allem den Randstaaten der Eurozone, sowie dem schwächer als erwartet ausfallenden Wachstum in den Schwellenländern, insbesondere Indien und Brasilien , begründet. Als weitere Faktoren, die von Europa ausgehen, nennt der IWF politische und finanzielle Unsicherheit in Griechenland, anhaltende Probleme im spanischen Bankensektor und wachsende Zweifel an der Fähigkeit der Regierungen, die vereinbarten Sparprogramme umzusetzen. Scharfe Kritik an den USASchärfer als gewohnt fällt in der aktualisierten Fassung des WEO die Kritik an den USA aus. Zwar haben sich die Ansteckungseffekte der Euro -Krise bisher in Grenzen gehalten. Dennoch drohe der weltgrößten Volkswirtschaft Unheil, wenn es nicht gelinge, überzeugende Maßnahmen zur Defizitbekämpfung und zum Abbau der Staatsschulden zu ergreifen.Dass die Wachstumsprognosen für die USA sowohl fürs laufende Jahr als auch für 2013 um jeweils nur 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert wurden , begründet der IWF mit der Annahme, dass bis zum Jahresende Gesetzesänderungen beschlossen werden, um die drohenden Ausgabenkürzungen zu verhindern. Falls sich Regierung und Kongress aber nicht auf eine erneute Anhebung des gesetzlichen Schuldenlimits sowie ein ergänzendes Gesetz verständigen, um die drohenden 1 Bill. Dollar an Streichungen abzuwenden, dann könnte sich die US-Wirtschaft weiter abschwächen.Effektives Krisenmanagement in der Eurozone wird auch in der aktualisierten Fassung des Berichts zur globalen Finanzmarktstabilität (GFSR) als eine der vorrangigen Prioritäten bezeichnet. Insgesamt, so der GFSR, haben die Risiken für die Finanzmarktstabilität weiter zugenommen, sowohl wegen der weltweiten Konjunkturschwäche als auch wegen wachsender Sorgen um die Qualität der Bankbilanzen. Werden die jüngsten EU-Beschlüsse jedenfalls in vollem Umfang umgesetzt, dann würde dies helfen, den Teufelskreis zwischen den Staaten und den Banken zu durchbrechen, schreibt der IWF. Insbesondere würde die Einführung eines Überwachungsmechanismus für den gesamten Euroraum ermöglichen, dass Banken durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) direkte Kapitalinfusionen erhalten. Auch zeigt nach Ansicht des Währungsfonds die jüngste Verschärfung an vielen europäischen Anleihemärkten, dass eine zeitnahe Umsetzung weiterer Schritte in Richtung einer Banken- und Fiskalunion vordringlich ist.Sämtliche Schritte, so das Update des GFSR, müssten weiterhin von einer überaus akkommodierenden Geldpolitik und weiteren Maßnahmen zur Rekapitalisierung der Banken flankiert werden.