IWF-JAHRESTAGUNG UND G20-TREFFEN

IWF erwartet zähe und unebene Erholung

Prognose für die Weltwirtschaft nach oben korrigiert - Gleichzeitig erhöhen steigende Corona-Fallzahlen die Ungewissheit

IWF erwartet zähe und unebene Erholung

Der Internationale Währungsfonds (IWF) bewertet die Aussichten für die Weltwirtschaft besser als vor einem halben Jahr. Dennoch beschwört der ungewisse Verlauf der Corona-Pandemie neue Risiken herauf. Die globale Erholung werde sich jedenfalls lange hinziehen und von großer Unsicherheit geprägt sein.det Washington – Etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem weltweiten Ausbruch der Coronavirus-Pandemie blickt der Internationale Währungsfonds (IWF) mit zwiespältigen Eindrücken auf die Weltwirtschaft. Die habe sich zwar schneller als erwartet erholt und werde im kommenden Jahr stärker wachsen, als der IWF das im Juni annahm. Wegen steigender Infektionszahlen in etlichen Ländern ist die Erholung laut IWF allerdings mit erheblichen Risiken und ungewöhnlich großer Unsicherheit behaftet, schreiben die Ökonomen im Weltwirtschaftsausblick.Die Prognosen fallen jedenfalls durchweg besser aus als in dem vorangegangen World Economic Outlook (WEO), der halbjährlich veröffentlicht wird. Demnach wird die globale Produktion dieses Jahr nur um 4,4 % geringer ausfallen als 2019. In seiner Juni-Projektion hatte der IWF noch mit einem Minus von 5,2 % gerechnet. Mit einem Wachstumsrückgang um 5,8 % in diesem Jahr werden die Industrieländer deutlich besser abschneiden als der bislang erwartete Einbruch um 8,1 %. Mit Blick auf die Schwellen- und Entwicklungsländer hingegen liegen die Voraussagen geringfügig unter denen vom Frühjahr.Dass die globale Konjunktur sich auf dem Weg der Besserung befindet, begründet der IWF zum einen damit, dass im zweiten Quartal die Wirtschaft weniger schrumpfte, als man in den Monaten nach dem Ausbruch der Pandemie geglaubt hatte. Positiv schlage auch zu Buche, dass die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in China, welches dieses Jahr um 1,9 % wachsen dürfte, die Prognosen übertrifft. Zu verdanken sei der Aufwärtstrend fiskal- und geldpolitischen sowie regulatorischen Maßnahmen. Diese hätten die verfügbaren Einkommen der Haushalte gestützt, das Kreditvolumen erhöht und somit die Liquidität der Unternehmen sichergestellt, schreibt der Währungsfonds. Insbesondere konnten Politiker auf diesem Wege eine “Finanzkatastrophe wie in den Jahren 2008 und 2009 verhindern”, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath.Dennoch werde sich die weitere Erholung lange hinziehen, uneben und vor allem ungewiss sein, mahnt der IWF. Wichtig sei daher, dass ein vorzeitiges Einstellen der fiskal- und geldpolitischen Stützungsmaßnahmen um jeden Preis vermieden werde. Anlass zur Sorge gibt laut IWF vor allem die Tatsache, dass sich die Schere zwischen den Industrienationen auf der einen sowie den Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite weiter öffnet. Lediglich China bleibe von der immer tieferen Kluft verschont.Zu den weiter prekären Aussichten in den Schwellenländern tragen neben steigenden Erkrankungszahlen auch die Krise in exportabhängigen Branchen wie dem Tourismus ebenso wie Kapitalabflüsse und die hohe Abhängigkeit von externer Finanzierung bei, heißt es in dem Konjunkturbericht. Diesen Ländern könnte durch Schuldenerleichterungen, Zugang zu Finanzierungsquellen und direkten Zuschüssen geholfen werden.Der IWF lobt einerseits jene Entschlossenheit, mit der Politiker mit etwa 12 Bill. Dollar an fiskalischen Stützungsmaßnahmen sowie Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen einen noch tieferen Einbruch verhindern konnten. Gerade wegen der Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie sei multilaterale Kooperation an mehreren Fronten nun aber unverzichtbar. Kooperation gefragt Von vorrangiger Bedeutung sei internationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Verteilung eines Impfstoffs. Würden diese Bemühungen beschleunigt, könnten weltweit die Einkommen bis 2025 um ca. 9 Bill. Dollar höher ausfallen, rechnet der Währungsfonds vor. Wichtig sei aber auch, dass gezielte fiskalpolitische Maßnahmen fortgesetzt werden.Diese könnten wie auch bisher in Direktzahlungen an Haushalte, Lohnsubventionen und einer Ausweitung der Arbeitslosenhilfe bestehen. Ferner müssten für Unternehmen, die besonders anfällig sind, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abgefedert werden, durch Steuernachlässe, Schuldenmoratorien und Kapitalspritzen.