IWF: Globale Verschuldung auf Rekordhoch
det Washington – Ein knappes Jahrzehnt nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers hat die weltweite Verschuldung einen neuen Rekordstand erreicht. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) anlässlich der Veröffentlichung seiner neuen Datenbank zur globalen Schuldenentwicklung feststellt, haben die Verbindlichkeiten der Staaten und des Privatsektors 164 Bill. Dollar erreicht. Sie entsprechen damit 225 % der Weltwirtschaftsleistung. Die Quote liegt um 12 Prozentpunkte über dem Niveau, das während der globalen Finanzkrise im Jahr 2009 erreicht worden war. Laut IWF machen die USA, China und Japan, mehr als die Hälfte der Gesamtschulden aus. Obwohl der mit Abstand größte Teil des Schuldenvolumens auf die Industriestaaten entfällt, schlagen in zunehmendem Maße auch die Schwellenländer zu Buche.Global Debt Database (GDD) ist nach Darstellung des Währungsfonds das mit Abstand umfangreichste und akkurateste Verzeichnis globaler Schuldentrends, welches jemals erstellt und veröffentlicht wurde. Erfasst sind in der Datenbank 190 Länder, die zusammen mehr als 99 % des globalen Outputs bestreiten. Die Angaben stützen sich auf 97 verschiedene Quellen, vorwiegend Zentralbanken, Finanzministerien und die statistischen Ämter einzelner Länder. Sie reichen zurück bis zum Jahr 1950. Ergänzt wurden die Angaben durch Zahlen diverser internationaler Organisationen. Neben dem IWF und der Weltbank trugen auch die Vereinten Nationen, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die interamerikanische Entwicklungsbank und Eurostat zum GDD bei. Auf diesem Wege konnten lückenhafte Informationen für bestimmte Staaten ergänzt werden. Chinas Anteil wächstZu den hervorstechenden Trends zählt der Fonds das rapide Kreditwachstum in China, welches in dem deutlichen Schuldenanstieg nach der Finanzkrise zu Buche schlägt. Demnach lag bei der Jahrtausendwende Chinas Anteil an der weltweiten Verschuldung bei nur 3 %. Heute sind 15 % der Verbindlichkeiten dem Reich der Mitte zuzuschreiben. Auffallend ist ferner die Tatsache, dass Phasen des Deleveraging nur selten und von kurzer Dauer waren. Sieht man von einem begrenzten Zeitraum in den Jahren 2010 und 2011 ab, als Defizite reduziert und Schulden kumulativ abgebaut wurden, ist ein fast ununterbrochener Schuldenanstieg zu beobachten. Getrieben wird der weltweite Trend vor allem durch die deutlich gestiegene Verschuldung im Privatsektor. Ein Höhepunkt wurde 2009 erreicht, als private Verbindlichkeiten ohne Berücksichtigung des Finanzsektors 170 % der weltweiten Wirtschaftsleistung erreichten. Seit dem ist die Quote nur geringfügig zurückgegangen. In den Schwellenländern hat sich seit dem Ende der Krise der Anteil der Unternehmensschulden am Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar auf 120 % verdoppelt, wobei nicht weniger als drei Viertel der gesamten Zunahme in dieser Ländergruppe auf das Konto Chinas geht.Für die Zunahme der Staatsschulden hingegen sind in erster Linie die Industrieländer verantwortlich. Deren kumulative Verschuldungsquote hat bereits vor einigen Jahren die Schwelle von 100 % überschritten. Die Quote ist zwar nicht weiter geklettert, verharrt aber dennoch auf einem im historischen Vergleich sehr hohen Niveau. Deutlich niedrigere Quoten wurden in den Emerging Market Countries (EMCs) sowie den Entwicklungsländern gemessen. Dort haben aber rückläufige Rohstoffpreise ebenso wie staatliche Ausgabenprogramme während der vergangenen Jahre die Schuldenspirale ebenfalls wieder beschleunigt. Destabilisierender FaktorAuf wirtschaftspolitische Empfehlungen wird in dem GDD verzichtet. Vergangenen Monat hatte der IWF aber in seinem Weltwirtschaftsausblick (WEO) sowie dem Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR) auf die hohen Schuldenstände als potenziell destabilisierende Faktoren hingewiesen. Da steigende Zinsen private ebenso wie staatliche Schuldner zunehmend in Bedrängnis bringen könnten, forderte der Währungsfonds die Einrichtung “fiskalischer Puffer”. Diese würden im Falle eines Wachstumseinbruchs den haushaltspolitischen Spielraum der Staaten erweitern und sie befähigen, konjunkturbelebende Ausgabenprogramme zu beschließen.