China-Konjunktur

IWF hebt Chinas Wachstumsprognose wieder an

Der IWF schraubt die Wachstumsprognose für China nach oben. Erwartet werden nun 5,4% im laufenden Jahr. IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath warnt allerdings vor den Risiken im Immobiliensektor.

IWF hebt Chinas Wachstumsprognose wieder an

IWF hebt Chinas Wachstumsprognose wieder an

Pekinger Stimuli sorgen für optimistischere Einschätzung – Warnungen zum Immobiliensektor – Schwacher Außenhandel

nh Schanghai

Der Internationale Währungsfonds (IWF) nimmt die jüngsten Stimulierungsbemühungen der chinesischen Regierung zum Anlass, die Prognose für Chinas diesjähriges Wirtschaftswachstum fühlbar anzuheben. Man rechnet nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,4% gegenüber Vorjahr. Zuvor hatte die Wachstumsprognose bei 5% gestanden, was eine nur denkbar knappe Erfüllung des offiziellen Wachstumsziels bedeutet hätte. Für das kommende Jahr schrauben die China-Ökonomen die Prognose für das BIP-Wachstum von 4,2 auf 4,6% hoch.

Artikel-IV-Mission

Die neue Einschätzung fasst erste Erkenntnisse der jährlichen China-Mission von IWF-Experten zusammen, auf deren Basis ein sogenannter Artikel-IV-Länderbericht erstellt wird. Ausschlaggebend für die optimistischere Prognose war Chinas BIP-Expansion im dritten Quartal, die mit 4,9% höher als erwartet ausfiel. In den vergangenen Wochen waren China-Ökonomen dazu übergegangen, die zeitweilig von starkem Pessimismus geprägten BIP-Prognosen wieder anzuheben.

Auf einer Pressekonferenz in Peking erklärte IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath, dass man im dritten Quartal eine kräftigere Konsumbelebung als erwartet erfahren habe und im Zuge einer Reihe von fiskalischen und monetären Stimuli wieder besser Fuß fasse. Die jüngsten Pläne der Regierung, mit einer massiven Begebung von Staatsanleihen neue Finanzierungsvorhaben anzustoßen, seien ein wichtiger Faktor für die optimistischere Konjunktureinschätzung.

Chinas Wirtschaft ist nach dem Komplettausstieg aus Corona-Restriktionen zwar zwangsläufig auf Erholungskurs gegangen, doch blieb der Aufschwung deutlich hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Trotz stark positiver statistischer Basiseffekte im Abgleich mit dem von der Null-Covid-Politik geprägten Jahr 2022 bleibt man deutlich hinter präpandemischen Wachstumsraten zurück.

Klare Ansage zu Evergrande

Mit dem neuen Schätzwert bei 4,6% für die BIP-Expansion im Jahr 2024 nimmt der IWF eine Wachstumsverlangsamung vorweg. Dabei stellt man insbesondere auf die Verschuldungskrise chinesischer Immobilienentwickler und damit verbundene Probleme am Wohnimmobilienmarkt ab. Wie Gopinath in Peking betonte, seien die anhaltenden Immobilienmarktrisiken ein entscheidender Bremsfaktor. Dabei fordert sie Peking zu mehr Aktionsbereitschaft auf. Die Regierung solle im Rahmen eines Unterstützungsprogramms für den Immobiliensektor sowohl das Ausscheiden von nicht mehr tragfähigen Bauträgern wie Evergrande als auch flexiblere Häuserpreise zuzulassen.

Peking fährt seit zwei Jahren einen Schlingerkurs bei dem massiv überschuldeten Bauträger. Er hat zwar keine staatlichen Auffanghilfen gewährt bekommen, aber die längst fälligen Konkursverfahren sind verschleppt werden. Gleichzeitig verhindern die Lokalregierungen, dass Immobilienfirmen trotz der Marktflaute die in die landesweite Häuserpreisstatistik eingehenden Neuwohnungspreise senken dürfen.

Neuer Kummer bei Exporten

Seitens des IWF geht man davon aus, dass Chinas zuletzt schleppend verlaufender Außenhandel auch im kommenden Jahr von einer gedämpften globalen Nachfrage beeinträchtigt wird. Am Dienstag neu verbreitete Daten zeigen eine anhaltende Exportschwäche. Im Oktober schrumpften Chinas Ausfuhren um 6,4% gegenüber Vorjahresmonat. Die Analysten hatten nur einen Rückgang um gut 3% erwartet.

Auf der Importseite gibt es allerdings mit einem überraschenden Plus um 3% – dem ersten Anstieg in diesem Jahr – einen kleinen Lichtblick zu verzeichnen. Er geht im Wesentlichen auf gesteigerte Importmengen bei Agrarprodukten und Rohstoffen zurück.

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