IWF mahnt zu sanftem Sparkurs
Der Internationale WĂ€hrungsfonds mahnt Deutschland, die Konsolidierung der Staatsfinanzen nicht zu ĂŒbertreiben. Doch fĂ€llt das Urteil milde und uneinheitlich im Exekutivdirektorium aus.wf Berlin â Der Internationale WĂ€hrungsfonds (IWF) in Washington hat sich hinter die leichte Lockerung der Fiskalpolitik in Deutschland als Mittel zur Anregung der Binnennachfrage gestellt. Die meisten der 24 Exekutivdirektoren unterstĂŒtzten in ihrer Bewertung des Artikel-IV-LĂ€nderberichts den Kurs der Bundesregierung in diesem Jahr, heiĂt es. Nur einige sĂ€hen Spielraum fĂŒr einen stĂ€rker stimulierenden Impuls mit Blick auf die bestehenden wirtschaftlichen Risiken.Weiter nach vorn geblickt begrĂŒĂte der IWF den Kurs der Bundesregierung, die Konsolidierung der Staatsfinanzen nicht zu ĂŒbertreiben. Zugleich heiĂt es, die Nachhaltigkeit stabiler Staatsfinanzen bleibe â mit Blick auf die alternde Gesellschaft â ein langfristiges Ziel. Die Exekutivdirektoren, die als Vertreter von LĂ€ndern und LĂ€ndergruppen das TagesgeschĂ€ft des Fonds fĂŒhren, zogen Schlussfolgerungen aus dem Experten-Bericht von Anfang Juni. Sollten die Wachstumsziele nicht erreicht werden, rĂ€t der Fonds indessen zu einer neuen Austarierung. Die Wachstumsprognose des IWF fĂŒr Deutschland liegt fĂŒr 2013 bei 0,3 % fĂŒr das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und nah bei den 0,4 % (Median) aus dem Konjunkturtableau vom Forschungsinstitut ZEW und Börsen-Zeitung. Im Tableau sind Konjunkturprognosen der Volkswirte aus Banken und Assekuranz sowie Forschungsinstituten ausgewertet. FĂŒr 2014 geht der IWF von einer Wachstumsrate des BIP von 1,3 % des BIP aus, das Konjunkturtableau von 1,6 %. Lob aus WashingtonDie deutsche Wirtschaft bilde einen wichtigen StabilitĂ€tsanker in der Region, lobten die Direktoren. Ob die Prognose fĂŒr dieses und nĂ€chstes Jahr wahr werde, hĂ€nge stark von der wirtschaftlichen Erholung im ĂŒbrigen Europa und der dauerhaften Reduzierung von Unsicherheit ab. Der private Konsum bleibe robust mit Blick auf die gĂŒnstigen Arbeitsmarktbedingungen und die gĂŒnstigen TarifabschlĂŒsse. Der IWF bestĂ€rkte die Bundesregierung in ihrem Vorhaben, Nettolöhne durch Steuersenkungen zu erhöhen. Die Milderung der kalte Progression war jedoch im Bundesrat gescheitert.Zugleich warnt der Fonds vor einer Reihe von verknĂŒpften und sich gegenseitig verstĂ€rkenden Risiken. Wegen des hohen Grads von Offenheit seiner Wirtschaft sei Deutschland besonders anfĂ€llig gegen sinkende Auslandsnachfrage und Verwerfungen im Finanzmarkt. Verschlechterte Wachstumsaussichten hierzulande wĂŒrden im Gegenzug Europa und die Weltkonjunktur belasten. Unsicherheit resultiere aus ausstehenden Reformen in der Architektur der Eurozone sowie deren wirtschaftlicher Erholung. Zudem moniert der IWF ungelöste Regulierungs- und Aufsichtsfragen im Finanzmarkt. Der Fonds fordert die deutsche Politik auf, kurzfristig diese Unsicherheiten abzubauen, um Vertrauen zu schaffen. Mit Blick auf die wirtschaftliche GröĂe pochen die Direktoren auf ein stĂ€rkeres und ausgeglicheneres Wachstum in Deutschland. Dies sei Voraussetzung fĂŒr eine Erholung in der Eurozone und eine RĂŒckkehr zum Gleichgewicht in der Weltwirtschaft.