IWF plädiert für moderates Wachstumsziel in China

Länderbericht fordert zu beherzterem Reformtempo auf - Der Yuan gilt noch als leicht unterbewertet

IWF plädiert für moderates Wachstumsziel in China

nh Schanghai – Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) sieht man die chinesische Wirtschaft auf gutem Wege, in diesem Jahr auf eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 7,5 % zu kommen und damit die von der Regierung gestellte Zielmarke zu erreichen. Im am Donnerstag vorgestellten jährlichen Länderbeurteilungsbericht nach Artikel IV fordern die IWF-Experten Peking allerdings dazu auf, nur im Falle eines drohenden Wachstumseinbruchs zu neuerlichen Konjunkturstimulierungspaketen zu greifen.Seit Frühjahr hatte die Regierung eine Reihe von konjunkturellen Belebungsmaßnahmen in Gang gesetzt, um das BIP-Wachstum auf Zielkurs zu halten. Beim IWF steht man dem Zielerfüllungsdruck der Regierung indes skeptisch gegenüber und rät für die kommenden Jahre, sich weniger ambitiöse Vorgaben zu setzten.Das Gros der IWF-Direktoren plädiert dafür, die Zielmarke für das BIP-Wachstum auf 6,5 bis 7 % zu senken und damit die Bereitschaft zum Umschwenken auf ein nachhaltigeres und reformgeleitetes Wachstumsmodell zu unterstreichen. Die gegenwärtige IWF-Prognose für das chinesische Wachstum im kommenden Jahr wurde kürzlich allerdings erst von 7,1 auf 7,3 % angehoben.Im Rahmen des sogenannten Executive Board Assessment konstatiert der IWF, dass die jüngste Wachstumsstabilisierung in China vor allem auf forcierte Kapitalinvestitionen und Kreditimpulse zurückgeführt werden kann, die dem Übergang zu einem nachhaltigeren konsumgeleiteten Wachstumsmodell entgegenstehen. Angesichts der nachlassenden Effizienz von Anlageinvestitionen und einem signifikanten Verschuldungsaufbau gelte es, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um die privatwirtschaftlichen Kräfte und den Konsum zu stärken.Auf einer Pressekonferenz in Peking betonte der stellvertretende IWF-Direktor für den Asien-Pazifik-Raum, Markus Rodlauer, dass China das Reformtempo weiter forcieren müsse. Zu den wichtigsten Reformschritten zählt Rodlauer eine weitere Zinsliberalisierung im Bankensystem, den Verzicht auf implizite Staatsgarantien im Finanz- und Unternehmenssektor und eine beherztere Öffnung von staatlichen Monopolsektoren. Was die außenwirtschaftliche Flanke angeht, lobt man beim IWF den Abbau von Ungleichgewichten und die weitere Rückführung des Leistungsbilanzüberschusses auf 1,9 % des BIP im vergangenen Jahr. Dennoch hält man beim IWF, die Landeswährung Yuan weiterhin für “moderat unterbewertet”.Auf Basis der Leistungsbilanzüberschüsse im Verhältnis zum BIP sei der Yuan noch um 5 bis 10 % unterbewertet, präzisierte Rodlauer am Donnerstag. Allerdings heiße das nicht etwa, dass der Yuan in den kommenden Monaten auch um 5 bis 10 % aufwerten solle. Tatsächlich hat die chinesische Währung in diesem Jahr eine Unterbrechung ihres langfristigen Aufwertungstrends gegenüber dem Dollar verfügt und nach den ersten sieben Monaten des Jahres um rund 2,5 % gegenüber dem Dollar eingebüßt.