IWF ruft Asien zu Strukturreformen auf
eh Hongkong – Der Internationale Währungsfonds (IWF) ruft die asiatischen Staaten in seinem jüngsten regionalen Konjunkturausblick auf, mit tiefgreifenden Strukturreformen für ein nachhaltiges Wachstum zu sorgen und die Wechselkurspolitik zu flexibilisieren. Changyong Rhee, Direktor der Asien-Pazifik-Abteilung des IFW, sieht vor allem in den hohen Verschuldungsgraden asiatischer Unternehmen wie auch den gestiegenen geopolitischen Spannungen sowie potenzieller Naturkatastrophen eine Gefahr.Rhee zeigt sich indes zuversichtlich, dass die Herausforderungen durch eine verbesserte regionale Zusammenarbeit gemeistert werden können. Der IWF geht in dem am Dienstag vorgestellten Konjunkturausblick davon aus, dass die Wirtschaftsleistung der Region 2016 um 5,3 % expandieren wird. Asien-Pazifik dürfe damit 2016 zwei Drittel zum globalen Wachstum beitragen.Das Bretton-Wood-Institut hat dabei bemerkenswerterweise ihre Prognose für das Bruttoinlandprodukt (BIP) Chinas für 2016 gegenüber vergangenem Oktober mit Verweis auf die Wirkung der konjunkturstützenden Maßnahmen von 6,3 % auf 6,5 % heraufgesetzt. Gleichzeitig rief Rhee die chinesische Regierung auf, die “wirtschaftlichen Stimulierungsmaßnahmen weise umzusetzen”. Denn sollte Peking zu sehr auf das alte Wachstumsmodell setzten, was mit rasant wachsenden Krediten und Investitionen einhergeht, so würden damit auch die Risiken steigen.Mit Verweis auf die zurückhaltender gewordene Geldpolitik der Bank of Japan und der Einführung einer allgemeinen Konsumsteuer hat der IWF die Wachstumsprognose für Japan für 2016 auf 0,5 % (zuvor: 1 %) und für 2017 auf – 0,1 % herabgesetzt. Indien hat im vergangenen Jahr mit einem BIP-Wachstum von 7,3 % China als die weltweit am schnellsten wachsende größere Volkswirtschaft überholt. Der IWF geht unverändert davon aus, dass Indiens Wirtschaft 2016 dank einem robusten Privatkonsum und den niedrigen Rohstoffpreisen 7,5 % expandieren wird. Großer Einfluss ChinasDer jetzt vorgelegte IWF-Bericht geht eingehend darauf ein, welche Wirkung der laufende Umbau der chinesischen Ökonomie auf die Weltwirtschaft hat. Wenn das Wachstum der mittlerweile weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft 1 Prozentpunkt zurückgeht, so fällt damit das BIP anderer asiatischen Staaten bis zu 0,3 Prozentpunkte. Der Endkonsum Chinas ist nach jüngsten Daten für 4 % des BIPs von Staaten wie Australien, Südkorea, Singapur oder auch Thailand verantwortlich. Klare Verlierer sind dabei zumindest kurz- und mittelfristig stark von Metallrohstoffen abhängige Volkswirtschaften wie Australien oder auch Indonesien. Positive Auswirkungen hat der in China jährlich um rund 14 % steigende Privatkonsum auf Lebensmittelproduzenten.Mit der steigenden Internationalisierung des Yuans sind andere asiatische Volkswirtschaften zunehmend der Volatilität des chinesischen Finanzmarkts ausgesetzt, wie vergangenen Sommer der Crash an Chinas Börsen gezeigt hat. Die davon ausgehenden Risiken können laut IWF durch eine weitere Diversifizierung der asiatischen Volkswirtschaften, gesunde Staatsfinanzen und flexible Währungen reduziert werden.