Konjunktur

IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland

Energiepreisschock und schärfere Finanzierungskonditionen bremsen die deutsche Wirtschaft weiterhin. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat daher seine Wachstumsprognose für dieses Jahr leicht gesenkt.

IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland

IWF senkt Wachstumsprognose für Deutschland

Energiepreisschock und schärfere Finanzierungskonditionen bremsen – Bundesbank zeigt sich etwas skeptischer

ba Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) reiht sich mit einer Prognosesenkung ein in die Riege der Institutionen, die die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr leicht schrumpfen sehen. In seinem am Montag veröffentlichten Artikel-IV-Länderbericht bescheinigt der Fonds der Wirtschaft zwar, sich angesichts des Ausbleibens russischer Gaslieferungen infolge des Ukraine-Kriegs als widerstandsfähig erwiesen zu haben. Die negativen Auswirkungen des Energieschocks und der sich verschärfenden Finanzierungskonditionen im Rahmen der Zinswende hätten aber ausgereicht, um die Wirtschaft in den vergangenen Monaten in eine Rezession zu stürzen, und sie würden “das jährliche BIP-Wachstum im Jahr 2023 leicht negativ halten”. In den Jahren 2024 und 2025 dürfte die Wirtschaft dann allmählich wieder an Fahrt gewinnen, da die verzögerten Auswirkungen der geldpolitischen Straffung allmählich abklingen und sich die Wirtschaft an den Energieschock anpasse.

Der IWF prognostiziert für das laufende Jahr ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3%. Im April hatte der Währungsfonds noch ein Minus von 0,1% auf der Rechnung. Im Gegenzug erhöhte er die Prognose für das kommende Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 1,3%. Mit diesen Voraussagen liegt der Fonds wieder in der Bandbreite der sonstigen Institutsschätzungen – die für 2023 zwischen −0,2% und −0,5% und für 2024 zwischen 1,2% und 2,0% liegen.

Die Bundesbank, die im Juni −0,3% und +1,2% für die beiden Jahre prognostiziert hat, ist in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht allerdings etwas skeptischer geworden: “Die wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf könnte etwas zögerlicher ausfallen als in der Juni-Prognose erwartet”, heißt es nun. Zwar hätten die weiter nachlassenden Lieferengpässe zusammen mit dem hohen Auftragspolster schlechtere Ergebnisse in der Industrie und im Bau verhindert, doch beide Branchen konnten ihre Produktion gegenüber dem Vorquartal nicht ausweiten und die Unternehmensstimmung habe sich im Juni deutlich eingetrübt. Vor allem die Industrie bekam die sinkende Auslandsnachfrage zu spüren und wurde merklich pessimistischer. Zudem dämpften die gestiegenen Finanzierungskosten die Investitionen im Inland und belasteten weiter in erheblichem Umfang die Nachfrage nach Bauleistungen, erklärten die Bundesbank-Ökonomen.

Dienstleister profitieren

Im zweiten Quartal dürfte das BIP aber wieder leicht gestiegen sein. Im Winterhalbjahr war die Wirtschaft mit den beiden Minusquartalen von −0,5% und −0,3% in Folge in die sogenannte technische Rezession gerutscht. Laut Bundesbank hat sich wohl der zuvor kräftig rückläufige private Konsum stabilisiert. Dazu habe beigetragen, dass “der Arbeitsmarkt nach wie vor in guter Verfassung war, die Löhne kräftig anstiegen und sich der Preisanstieg nicht weiter verstärkte”. Davon dürften auch die Dienstleistungsbranchen profitiert haben.

Der IWF erwartet mittelfristig dass das durchschnittliche BIP-Wachstum wegen der zunehmenden Bevölkerungsalterung wieder unter 1% fallen wird – wenn Produktivität und/oder Arbeitskräfteangebot deutlich zulegen. Der IWF lobte daher die Pläne der Bundesregierung zur Förderung der Digitalisierung, der qualifizierten Zuwanderung und der Höherqualifizierung von Arbeitnehmern. Er fordert aber auch weitere Anstrengungen, um die Anreize für Forschung und Entwicklung zu erhöhen, die Finanzierung für junge und innovative Unternehmen auszuweiten und die Marktzutrittsschranken zu senken. Mit Blick auf das Finanzsystem forderte der IWF, für Systemrisiken anfällige Banken zu identifizieren und sie einer intensiven Aufsicht zu unterziehen sowie einen konservativen Ansatz bei der Verteilung von Bankkapital zu fördern. Auch solle der Übergang zu einem einzigen obligatorischen Einlagensicherungssystem erwogen werden.

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