IWF sieht noch immer Risiken

Weltwirtschaftsausblick: Strukturreformen, Geld- und Finanzpolitik sollen Wachstumskurs stützen

IWF sieht noch immer Risiken

Die Weltwirtschaft wird im laufenden und kommenden Jahr stärker wachsen als bisher angenommen. Dennoch bleibt der globale Aufschwung nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit Risiken behaftet. Folglich sollten die Industrieländer Strukturreformen durchführen, an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten und dort, wo der haushaltspolitische Spielraum es zulässt, expansive fiskalpolitische Maßnahmen ergreifen.det Washington – Gestützt von der Eurozone, Japan und Kanada wird sich der globale Aufschwung weiter beschleunigen. Wie der Währungsfonds in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) schreibt, wird die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um 3,6 % und 2018 um 3,7 % wachsen. Beide Zahlen liegen um 0,1 Prozentpunkte über den Prognosen, die der IWF im Frühjahr abgegeben hatte. Gleichwohl ist das Wachstum unausgewogen und erreicht nur 75 % der Weltwirtschaft. Dass folglich “das Glas ein Viertel leer ist”, so der IWF, treffe vor allem die Rohstoff und Öl exportierenden Entwicklungsländer und stelle eine Gefahr destabilisierender politischer Schocks dar. “Die wirtschaftliche Erholung ist unvollkommen”, sagte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld.Entscheidend für die positiven Revisionen sind stärkeres Wachstum in der Eurozone sowie den asiatischen und europäischen Schwellenländern. Diese reichen aus, um die leichte Abschwächung in den USA und Großbritannien auszugleichen. In der Eurozone und für Deutschland wurden die Voraussagen für 2017 um 0,3 und 2018 um 0,4 Prozentpunkte nach oben geschraubt. Für die USA setzte der IWF die Prognosen für beide Jahre leicht nach unten. Als Grund wird die Ungewissheit über die Verabschiedung einer Konjunktur belebenden Steuerreform genannt, die im April noch als sicher gegolten hatte. Nach Obstfelds Darstellung gehen in den USA zudem Risiken von der “signifikanten politischen Unsicherheit” aus.Die Industriestaaten und Schwellenländer weisen zwar weiterhin robuste Wachstumsraten auf, werden als Gruppe aber schwächer wachsen als zuvor angenommen. Vor allem in China habe die Konjunktur im bisherigen Jahresverlauf kräftiger als erwartet zugelegt und insbesondere von höheren Ausfuhren profitiert. Dennoch wird vor den möglichen Folgen der Kreditexpansion dort gewarnt. Für Indien korrigierte der IWF die Prognosen deutlich herunter.Trotz der insgesamt günstigen Aussichten ist laut Währungsfonds keineswegs sichergestellt, dass die Erholung von Dauer sein wird. Kurzfristig halten sich die Risiken die Waage, und nicht ausgeschlossen ist, dass der globale Aufschwung sich sogar weiter beschleunigen könnte. Gefahren gehen mittelfristig aber von der politischen Unsicherheit, der Möglichkeit verschärfter Finanzierungsbedingungen und anhaltenden geopolitischen Spannungen aus.Laut Obstfeld bieten die insgesamt günstigen Aussichten nun jedenfalls die ideale Basis, um strukturpolitische Maßnahmen zu ergreifen, die auf höhere Produktivität und somit eine Erhöhung des Potenzialwachstums abzielen. Behutsam müssen laut IWF aber auch die Notenbanken vorgehen. Die USA werden vor den Folgen schneller als erwartet erfolgender Zinserhöhungen gewarnt. Die Fed solle daher einen transparenten, “datenabhängigen und graduellen Kurs” beibehalten. In Europa müssen dem Fonds zufolge weitere Fortschritte bei der Stabilisierung des Bankensektors erzielt werden. Auch wird die Europäische Zentralbank aufgefordert, ihren akkommodierenden geldpolitischen Kurs beizubehalten, bis das Wachstum in den hoch verschuldeten Ländern wieder zulegt und “konkrete Hinweise” auf höhere Inflation vorliegen.Gefährlich ist laut Währungsfonds auch die Möglichkeit dauerhaft niedriger Inflation und geringer Lohnsteigerungen. Die daraus resultierenden niedrigen Zinsen würden im Krisenfall den geldpolitischen Spielraum der Notenbanken einengen. Erneut fordert der IWF in seinem Bericht zudem Deutschland auf, verstärkte öffentliche Investitionen zu tätigen.