IWF sieht weltweit weniger Wachstum

Währungsfonds fordert zusätzliche Ausgabenprogramme und Beibehaltung der ultralockeren Geldpolitik

IWF sieht weltweit weniger Wachstum

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum ein weiteres Mal nach unten korrigiert und warnt angesichts steigender Risiken vor einer noch stärkeren Abschwächung. Gefordert werden daher die Beibehaltung der ultralockeren Geldpolitik sowie zusätzliche staatliche Ausgabenprogramme.det Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) die globale Konjunkturlage pessimistischer ein als vor drei Monaten. Demnach wird die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um 3,2 % wachsen und nicht, wie im WEO-Update von Januar angenommen, um 3,4 %. Auch für die USA sowie die Eurozone wurden die Prognosen fürs laufende Jahr um 0,2 Prozentpunkte und für 2017 um 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert (siehe Tabelle). Im vergangenen Herbst hatten die Schätzungen noch deutlich über den neuen Werten gelegen.Dass die Wachstumsprognosen nicht deutlicher zurückgenommen wurden, begründete der Chefökonom des Währungsfonds, Maurice Obstfeld, damit, dass sich zuletzt die Ölpreise stabilisiert und die Wogen an den Finanzmärkten sich geglättet hätten. Positiv ist nach Obstfelds Darstellung auch ins Gewicht gefallen, dass die Kapitalabflüsse aus China abgenommen und die Notenbanken an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festgehalten hätten.Zu den bedeutendsten Abwärtsrisiken zählt der Währungsfonds andauernde Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern. Besonderes Augenmerk müsse auf China gerichtet werden, das an Kaufkraftparitäten gemessen mittlerweile die weltgrößte Volkswirtschaft ist. Zwar werde der Übergang von einer exportgestützten zu einer verstärkt auf Binnennachfrage ausgerichteten Konjunktur langfristig positive Effekte entfalten. Gleichwohl könnte der Transformationsprozess zwischenzeitlich speziell in den Schwellenländern negative Ansteckungseffekte entfalten, so der Fonds.Weltweit befürchtet der IWF eine weitere Abschwächung der Investitionstätigkeit und warnt, dass ein fortgesetzter Rückgang des Potenzialwachstums künftig noch niedrigere Wachstumsraten nach sich ziehen werde. Am stärksten betroffen könnten hiervon die Öl- und Rohstoffexporteure sein. Weitere Risiken sieht der Währungsfonds in einer wachsenden Einkommensungleichheit, speziell in den USA, sowie in anhaltenden geopolitischen Unruhen. Auch könnten zunehmende Terrorängste und die Unsicherheit über einen möglichen Ausstieg Großbritanniens aus der EU (“Brexit)” auf der Weltwirtschaft lasten.In den USA erwartet der IWF weiterhin moderates Wachstum, gestützt von der Erholung am Häusermarkt, dem fortgesetzten Schuldenabbau und dem Verzicht auf weitere konjunkturdämpfende Sparmaßnahmen. Diese Effekte würden ausreichen, um den wechselkursbedingten Rückgang der Exporte sowie die Schwäche im produzierenden Gewerbe und den Einbruch der Energieinvestitionen auszugleichen.Eine moderate Erholung wird für die Eurozone prognostiziert. In Europa werden nach Ansicht des Währungsfonds die positiven Folgen niedriger Ölpreise, einer leicht expansiven Fiskalpolitik sowie das insgesamt günstige finanzielle Umfeld die Folgen einer schwächeren Auslandsnachfrage auffangen. Dennoch warnt der Fonds, dass das Potenzialwachstum unter der hohen Schuldenlast sowie demografischen Veränderungen und dem geringen Produktivitätswachstum leiden wird.Vor dem Hintergrund der insgesamt vorsichtigen, tendenziell pessimistischen Bewertung der globalen Konjunkturaussichten mahnt der IWF eine “sofortige, proaktive Antwort” an. Dazu gehöre die Beibehaltung der akkommodierenden Geldpolitik. Laut Obstfeld müssen die Zentralbanken “auch, wenn notwendig, wieder zu unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen bereit sein”. Da der Wirksamkeit der Geldpolitik aber Grenzen gesetzt seien, sollten diese durch konjunkturbelebende Ausgabenprogramme ergänzt werden, speziell im Bereich der Infrastruktur. Unverzichtbar seien zudem umfassende Strukturreformen. Dazu zählt der IWF Reformen der Produktmärkte und auf den Arbeitsmärkten Schritte, die zu einer höheren Beteiligungsquote führen würden.