IWF stellt Brasilien gutes Zeugnis aus

Wachstumsprojektionen für 2017 erhöht - Spielraum für weitere Zinssenkungen

IWF stellt Brasilien gutes Zeugnis aus

af Buenos Aires – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprojektion für Brasilien für 2017 von 0,2 % auf 0,3 % erhöht, aber die Prognose für 2018 von 1,7 % auf 1,3 % gesenkt. Von 2019 bis 2022 erwartet der IWF laut seiner Artikel-IV-Konsultationen eine stabile Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 2 %.”Auch wenn ein Ende der Rezession greifbar scheint, hat die neuerliche Zunahme der politischen Unsicherheit einen Schatten auf die ökonomischen Aussichten geworfen”, schreibt der Fonds. “Die Fähigkeit der Regierung, eine Sozialreform durchzusetzen, steht zunehmend im Zweifel. Im Angesicht der Wahlen in 2018 könnte sich das Zeitfenster für Gesetzesänderungen bald schließen.” Sollte die noch ausstehende große Rentenreform nicht durch die beiden Parlamentskammern kommen, müsste die Wachstumsprojektion für 2018 womöglich nochmals reduziert werden, so der IWF. Weniger InflationAuch seine Inflationsprognosen korrigierte der Fonds. Für 2017 senkte er seine Projektion von 4,4 auf 4 %. Derselbe Wert wird für 2018 erwartet. Ursprünglich waren für kommendes Jahr 4,3 % prognostiziert worden. Auch für die nachfolgenden Jahre sei mit 4 % jährlicher Teuerung zu rechnen. Das Nachlassen der Inflation eröffne der Zentralbank Spielraum für weitere Zinssenkungen. Die Banco Central do Brasil (BCB) hatte den Leitzins Selic im Juni 2017 um vier Basispunkte auf 10,25 % gesenkt.Diese Einschätzungen basierten auf der Verabschiedung “eines hinreichend starken Maßnahmenpaketes – vor allem die Reform der sozialen Sicherheit – zur Gewährleistung der finanziellen Nachhaltigkeit”. Die Experten aus Washington weisen darauf hin, dass politische Instabilität und die Auswirkungen der Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Temer die Reform des Rentensystems verwässern könnten. In einem solchen Fall drohe eine negative Marktreaktion, was langfristig zusätzliche Steuern erfordere. Die Rezession trug, so der Fonds, auch dazu bei, das Außenhandelsdefizit von 3,3 % im Jahr 2015 auf 1,3 % im Vorjahr zu senken. “Gleichzeitig konnte Brasilien weiter erhebliche Volumina an Kapital anlocken. Der flexible Wechselkurs erwies sich dabei als wichtiger Stoßfänger.” Die erheblichen Währungsreserven – 365 Mrd. Dollar Ende 2016 – erwiesen sich zudem als effektiver Schutzschild für Südamerikas Riesen.Dessen Bankensektor sieht der IWF als gestärkt an. “Trotz der Rezession sind die Gewinne aufgrund hoher Zinsmargen und niedrigeren Finanzierungskosten gestiegen. Um Kreditausfälle zu begrenzen, haben die Banken ihre Zinskonditionen neu verhandelt und faule Kredite abgeschrieben.” Ruf nach mehr ReformenIn ihren Empfehlungen stellen die IWF-Direktoren der Regierung Temer ein positives Zeugnis aus, weisen aber darauf hin, dass die Reformanstrengungen nach der Transitionsperiode eher noch verschärft werden müssten. Steuersystem, Arbeitsmarkt und Infrastruktur bräuchten strukturelle Einschnitte. Auch im Handel würden Neuregelungen Wettbewerb und Effizienz steigern. Zudem verlangte der IWF eine Fortsetzung des Kampfes gegen die endemische Korruption in Brasiliens politischem System.