VOR DER IWF-UND WELTBANK-TAGUNG

IWF verhalten optimistisch für Weltwirtschaft

Prognosen marginal gesenkt - Erwartungen für Euroraum leicht angehoben - Herausforderung ungleiche Einkommensverteilung

IWF verhalten optimistisch für Weltwirtschaft

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognosen zwar leicht gesenkt, erwartet aber gleichwohl, dass die Weltwirtschaft weiter an Dynamik zulegt. In seinem neuen Weltwirtschaftsausblick warnt er aber vor Abwärtsrisiken, die den Aufschwung wieder abwürgen könnten.det Washington – Der IWF hat im Vergleich zu dem im Januar veröffentlichten Update des Weltwirtschaftsausblicks (WEO) die Wachstumsprognosen marginal nach unten korrigiert. Der IWF prognostiziert nun fürs laufende Jahr eine Zunahme der globalen Wirtschaftsleistung um 3,6 % und erwartet 2015 eine Wachstumsrate von 3,9 %. Unverändert optimistisch schätzt der Währungsfonds aber die Perspektiven für die Industrieländer ein. Einzige Ausnahme ist Japan. Auch in den Schwellenländern wird solides Wachstum erwartet, insbesondere in China und Indien.Wachstumskatalysatoren für die Weltwirtschaft werden weiter die Schwellenländer und teilweise auch die Entwicklungsländer sein. Getragen wird der Aufschwung von China, Indien und den Ländern der Sub-Sahara-Region. Innerhalb der Industrieländer geht der stärkste Impuls von den USA aus. Eine deutliche Zunahme der US-Exporte gepaart mit weiter expansiver Geldpolitik und der Erholung am Häusermarkt sind laut WEO Garanten für solides Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft. Positiv werden auch die weniger restriktive Kreditvergabe durch die Banken und die für zwei Jahre geltende Haushaltsvereinbarung hervorgehoben. Gemeinsam mit der Suspendierung der staatlichen Verschuldungsgrenze, die bis März 2015 ausgesetzt wurde, werde der Budgetkompromiss verhindern, dass staatliche Zwangseinsparungen wie in der Vergangenheit auf der Konjunktur lasten.Gestützt von stärker als erwartet ausfallendem Wachstum in Deutschland und einigen anderen Kernstaaten korrigierte der IWF seine Prognose für den gesamten Euroraum leicht nach oben. Aufwärtsrisiken testiert der IWF für die USA, Deutschland und Großbritannien. In diesen Ländern könnte sich die Erholung sogar stärker beschleunigen als im aktuellen WEO angenommen. Auch bescheinigt der IWF einigen Peripheriestaaten eine leicht dynamischere Erholung, unter anderem Spanien und Italien. Risiken stellten in den Peripheriestaaten allerdings weiterhin die hohe Verschuldung und die fragmentierten Finanzmärkte dar.Abwärtsrisiken gehen nach Ansicht des IWF sowohl von den Industrieländern als auch von den Staaten mittleren Einkommens aus. Obwohl die Deflationsgefahr zwischenzeitlich deutlich geringer ist, bereitet vor allem in der Eurozone und in geringerem Umfang auch in Japan die Möglichkeit einer fortgesetzten Phase zu niedriger Inflation Sorgen (siehe Bericht auf dieser Seite). In den USA werden die Risiken, die mit dem systematischen Ausstieg aus den Anleihekäufen verbunden sind, weiter nachlassen. Hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Forward Guidance, der zukunftsgerichteten Hinweise der Fed, die Marktteilnehmern auch künftig Klarheit darüber verschaffen werden, in welche Richtung sich die Zinspolitik der Fed bewegen wird. Trotz der insgesamt begrenzten Abwärtsrisiken forderte Chefökonom Olivier Blanchard die USA und die anderen Industrieländer auf, verstärkt Maßnahmen zur Erhöhung des alarmierend niedrigen Potenzialwachstums zu ergreifen. Eine langfristige Herausforderung für die Wirtschaftspolitik sieht Blanchard zudem in der ungleichen Einkommensverteilung und deren Folgen für die Gesamtwirtschaft. Politische Risiken betontDie Schwellenländer werden sich angesichts stärkeren Wachstums in den Industriestaaten steigender Nachfrage nach ihren Exporten gegenübersehen, aber gerade vor dem Hintergrund der Normalisierung der US-Geldpolitik mit einem schwierigeren finanziellen Umfeld fertig werden müssen. In China hingegen schließt der WEO nach dem Investitions- und Kreditboom der vergangenen Jahre nicht aus, dass es zu einer “harten Landung” kommt und sich das Wachstum deutlich verlangsamt. Betont werden auch die gesamtwirtschaftlichen Folgen wachsender geopolitischer Unruhen. Sowohl für Russland als auch die Ukraine und benachbarte Handelspartner hat der IWF daher seine Wachstumsprognose nach unten korrigiert. Sollte sich der Konflikt weiter zuspitzen, dann könnte die höhere Risikoaversion der Anleger auch auf die Weltfinanzmärkte durchschlagen.