IWF warnt vor Abwärtsrisiken

G 20-Länder wachsen stärker - WEO könnte "noch optimistischer" ausfallen

IWF warnt vor Abwärtsrisiken

det Washington – Trotz stärkeren Wachstums in den Industrie- und Schwellenländern ist der konjunkturelle Aufschwung nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weiterhin mit Risiken behaftet. In seinem Bericht “G 20: Starkes, tragfähiges und ausgewogenes Wachstum” warnt der IWF insbesondere vor den Folgen hoher Verschuldung und andauernder Handelsungleichgewichte. Unter anderem wird Deutschland aufgefordert, durch mehr öffentliche Investitionen die Binnennachfrage anzukurbeln und damit gleichzeitig zum Abbau des Handelsüberschusses beizutragen.Problematisch sind aus der Sicht des Währungsfonds insbesondere der geringe Inflationsdruck sowie die geringe Produktivität. Folglich liege das Potenzialwachstum in mehr als der Hälfte der G 20-Staaten bei maximal 2 %, wobei die niedrigsten Raten in den Industrieländern gemessen werden. Dass die Industrieländer weiterhin an einer akkommodierenden Geldpolitik festhalten, wird in dem Bericht positiv hervorgehoben. Ergänzt werden müsse die lockere Geldpolitik aber in jenen Ländern, die über den entsprechenden haushaltspolitischen Spielraum verfügen, durch expansive fiskalpolitische Maßnahmen.In Deutschland würden Infrastrukturinvestitionen nicht nur das eigene Potenzialwachstum erhöhen und zu höherer Produktivität führen. Öffentliche Investitionen würden zudem “gleichzeitig den deutschen Leistungsbilanzüberschuss verringern und helfen, in anderen Ländern der Eurozone das Wachstum anzukurbeln”. In anderen Ländern, konkret in den USA und Großbritannien, sei hingegen damit zu rechnen, dass fiskalische Impulse nachlassen und sich die Regierungen mittelfristig verstärkt auf Haushaltskonsolidierung konzentrieren würden. Risikofaktor VerschuldungRisiken für dauerhaftes und tragfähiges Wachstum gehen nach Darstellung des IWF aber auch von der hohen Verschuldung aus. Zwar seien die meisten G 20 Länder auf Kurs, die Staatsfinanzen wieder ins Lot zu bringen. Einige Industriestaaten mit exzessiven Schuldenlasten – unter anderem die USA, Japan, Spanien und Italien – sollten laut Fonds mittelfristig “ehrgeizigere Sparprogramme” beschließen. In vielen Staaten, insbesondere in der Eurozone, müssten zusätzliche Schritte unternommen werden, um die private Verschuldung abzubauen und den “strukturellen Überkapazitäten” im Bankensektor entgegenzuwirken.Vor entsprechenden Risiken hatte auch die geschäftsführende IWF-Direktorin Christine Lagarde gewarnt. In einer Rede an der Harvard-Universität sagte Lagarde, dass trotz der konjunkturellen Erholung “der Himmel noch nicht klar ist”. Unter anderem warnte sie vor den möglichen Folgen hoher Staatsverschuldung, des rasanten Kreditwachstums in China und “exzessiver Risikoaufnahme an den Finanzmärkten”. Ungeachtet der Gefahren betonte Lagarde, dass die Prognosen für das globale Wachstum, die kommende Woche im Weltwirtschaftsausblick (WEO) veröffentlicht werden, “sogar noch optimistischer ausfallen werden” als die Voraussagen im Frühjahr. Gründe hierfür seien das beschleunigte Wachstum in den USA und in anderen Industrieländern, vor allem in Europa und Japan, ein “zyklischer Aufschwung” der Investitionen und des Außenhandels. Im April hatte der Währungsfonds für 2017 eine Zunahme der globalen Wirtschaftsleistung um 3,5 % und für 2018 von 3,6 % vorausgesagt.