IWF warnt vor Protektionismus

Wachstumsprognosen für globale Konjunktur erneut gesenkt - Optimistisch für Schwellenländer

IWF warnt vor Protektionismus

Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einer weiteren globalen Konjunkturabkühlung und befürchtet als Folge neuen Protektionismus dauerhaft niedrige Wachstumsraten. Notwendig seien vor diesem Hintergrund eine fortgesetzte Handelsliberalisierung und die Beibehaltung der lockeren Geldpolitik.det Washington – Angesichts der konjunkturellen Abschwächung in den USA und der Unsicherheit infolge des Brexit-Votums der Briten hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum ein weiteres Mal nach unten korrigiert. Mit Blick auf eine möglicherweise andauernde Stagnation warnt der IWF in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) insbesondere vor populistischen Rufen nach neuen protektionistischen Maßnahmen. Dabei würde eine Abkehr von Integration und Handelsliberalisierung “die derzeitige Flaute vertiefen und verlängern”, sagte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld, der von einer derzeitigen “Seitwärtsbewegung der Weltwirtschaft” spricht. Geringfügig nachjustiertLaut WEO wird die globale Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 3,1 % und 2017 um 3,4 % zulegen. Beide Werte liegen knapp unter den im April abgegebenen Prognosen. Deutlich geringere Wachstumsraten werden in den Industrieländern erwartet. In den USA drücken rückläufige Unternehmensinvestitionen und die Abnahme der Lagerbestände das Wachstum. Notwendig sei es daher, dass die US-Notenbank bei der Normalisierung der Geldpolitik behutsam vorgehe und Leitzinserhöhungen “graduell und an klare Zeichen höherer Inflation gekoppelt sind”. Da die Folgen des starken Dollar und der niedrigen Energiepreise nachlassen dürften, rechnet der IWF für 2017 mit einem Anstieg der US-Wachstumsrate von 1,6 auf 2,2 %. Votum belastet BritenIn Großbritannien hingegen wird die Unsicherheit als Folge des Brexit-Votums sowohl dieses als auch nächstes Jahr eine erkennbare Abkühlung zur Folge haben. Eine leichte Abschwächung wird auch in der Eurozone gesehen, wo nach einem Plus von 2,0 % im Vorjahr die Wirtschaft dieses Jahr um 1,7 % und 2017 um 1,5 % wachsen wird. Gestützt werde die europäische Wirtschaft dennoch von moderater fiskalischer Expansion, niedrigen Ölpreisen und lockerer Geldpolitik (siehe Bericht auf dieser Seite).Ermutigend ist die konjunkturelle Entwicklung dagegen in den Schwellenländern, in denen der Fonds trotz erheblicher regionaler Differenzen zum ersten Mal seit 6 Jahren wieder beschleunigtes Wachstum erwartet. Der notwendige Strukturwandel in China, dessen Wirtschaft den Fokus weg von Industrie und Export hin zu mehr Privatkonsum sowie die Förderung des Dienstleistungssektors richten muss, wird lauf IWF zwar kurzfristig geringeres Wachstum zur Folge haben. Gleichzeitig würden die Reformen aber die Voraussetzungen schaffen für eine tragfähige, längerfristige Expansion. Zwischenzeitlich müsse der Staat Maßnahmen ergreifen, um das beschleunigte Kreditwachstum in den Griff zu bekommen, das der Bericht als “gefährlich” bezeichnet. Auch sollten Subventionen für staatliche Unternehmen gestrichen werden, die nicht überlebensfähig sind, selbst wenn dies kurzfristig zu Lasten des Wirtschaftswachstums geht.Dank steigender Einnahmen aus Ölexporten wird die Abschwächung in Russland etwas milder ausfallen als noch im Frühjahr angenommen und für andere Länder in der Region positive Ansteckungseffekte entfalten. Dennoch werden strukturelle Engpässe sowie die Folgen der Wirtschaftssanktionen weiterhin auf der Wirtschaft lasten. Die asiatischen Schwellenländer dagegen können wieder mit stärkerem Wachstum rechnen. Mit einem Plus von 7,6 % wird Indien laut IWF die höchste Wachstumsrate unter den führenden Volkswirtschaften erzielen.Weniger optimistisch schätzt der IWF hingegen die Aussichten für die Entwicklungsländer ein. Insbesondere in Afrikas Subsahararegion haben die Volkswirtschaften weiterhin mit den Folgen niedriger Rohstoffpreise zu kämpfen.