IWF warnt vor Ungleichgewichten in den USA

Deutliche Kritik am Fehlen von Einzelheiten in Trumps Wirtschaftspolitik - Lob für Kurs der Fed

IWF warnt vor Ungleichgewichten in den USA

det Washington – Obwohl die US-Wirtschaft sich in einer der längsten Expansionen in der Geschichte befindet, werden die insgesamt günstigen Aussichten von wichtigen konjunkturellen Ungleichgewichten überschattet. Als Ergebnis der Artikel-4-Konsultationen mit den USA fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) daher Maßnahmen, um die Staatsverschuldung zu reduzieren, dem wachsenden Einkommensgefälle entgegenzuwirken und das im Vergleich zu früheren Expansionen flaue Wachstum zu beleben. Auch solle die US-Notenbank Federal Reserve weitere “datenabhängige Zinserhöhungen” beschließen und bereit sein, zumindest vorübergehend eine Überschreitung des Inflationsziels von 2 % in Kauf zu nehmen, hieß es nach den jährlich stattfindenden, bilateralen Beratungen.Für das laufende Jahr sowie 2018 prognostiziert der Fonds eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um jeweils 2,1 %. In den beiden darauffolgenden Jahren wird ein Rückgang der Wachstumsrate auf 1,9 % und dann 1,8 % erwartet.Positiv wird die Erholung am Arbeitsmarkt hervorgehoben. In den USA herrsche bereits heute “effektive Vollbeschäftigung”. Für das laufende sowie das kommende Jahr wird mit Arbeitslosenquoten von jeweils 4,3 % gerechnet, die dann 2019 und 2020 wieder steigen dürften. “Große Risiken”Mit ungewohnter Deutlichkeit weisen die IWF-Ökonomen allerdings darauf hin, dass die unter Präsident Donald Trump herrschende Unsicherheit über die konkrete Ausgestaltung der Pläne für Steuerreform, Infrastrukturinvestitionen und Defizitabbau “ungewöhnlich große Risiken” berge. Zwar unterstützen die IWF-Ökonomen das Vorhaben, das Steuersystem zu vereinfachen, Einkommens- und Unternehmenssteuersätze zu senken und ein umfangreiches Programm zur Modernisierung der Infrastruktur zu verabschieden. Werde aber der in Trumps Haushaltsentwurf anvisierte Sparkurs verfolgt, würde dies die Wachstumsrate weiter drücken.Wenn die Ausgabenkürzungen hingegen geringer ausfielen und niedrigere Steuersätze das Steueraufkommen drückten, würde dies zwar für Wachstumsimpulse sorgen, gleichzeitig aber die Staatsverschuldung hochschrauben. Gelänge es andererseits, eine Steuerreform und Ausgabenprogramme mit Maßnahmen zur beruflichen Fortbildung, effizienterer Regulierung und einer Einwanderungs- sowie Sozialreform festzuzurren, könnte dies stärkeres Wachstum nach sich ziehen. Auch hülfe ein solcher “Policy Mix”, soziale Ungleichgewichte abzubauen. Inflation auch über 2 ProzentPositiv bewertet der IWF den Normalisierungsprozess bei der Notenbank Fed. Da das duale Mandat der Vollbeschäftigung und Preisstabilität nun erreicht sei, sei der Weg frei für weitere, graduelle Zinserhöhungen. Die temporäre Inkaufnahme einer Teuerungsrate, die über dem Inflationsziel von 2 % liegt, würde laut IWF die Wirtschaft zudem gegen das Risiko der Desinflation absichern und könnte verhindern, dass die Währungshüter irgendwann wieder zum Nullzins zurückkehren müssen. Fortgesetzt werden müsse auch die Reduktion der Bilanzsumme, einzelne Schritte aber im voraus angekündigt werden und der Prozess insgesamt transparent sein.Skeptisch stehen die Experten des Währungsfonds den protektionistischen Tendenzen der Trump-Regierung gegenüber. Während das grundsätzliche Bekenntnis zu offenen Märkten begrüßt wird, warnt der Fonds vor der Implementierung von Importsteuern oder anderen Einfuhrbeschränkungen sowie Maßnahmen, “welche die Wirtschaft schwächen würden, anstatt sie zu stärken”. Gleichwohl sei Raum vorhanden, um multilaterale Handelsverträge wie die nordamerikanische Freihandelszone Nafta nachzuverhandeln und zu “modernisieren”.