IWF warnt vor verfrühter Kurswende

Politik und Notenbanken weiter gefragt

IWF warnt vor verfrühter Kurswende

ms Frankfurt – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Regierungen und Notenbanken weltweit eindringlich davor gewarnt, angesichts der jüngsten konjunkturellen Erholung nach der Coronakrise die Hilfen für die Wirtschaft zu früh zurückzudrehen. “Diese Krise ist noch lange nicht vorbei”, schreiben IWF-Chefin Kristalina Georgiewa und IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath in einem gestern veröffentlichten Internetblog: “Um sicherzustellen, dass die Erholung weitergeht, ist es wichtig, dass die Unterstützung nicht vorzeitig zurückgezogen wird.”Im Kampf gegen die Pandemie und die dadurch ausgelöste Jahrhundertrezession hatten Regierungen und Notenbanken auf der ganzen Welt zu beispiellosen Maßnahmen gegriffen und Tausende Milliarden Dollar für die Wirtschaft und die Finanzmärkte zur Verfügung gestellt. Angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Erholung nehmen nun aber Diskussionen zu, wie lange diese Hilfen gewährt werden sollen und wann es Zeit für einen Kurswechsel ist. Krise noch lange nicht vorbeiDer IWF bezieht nun klar Stellung und warnt vor einer zu frühen Wende. Die Krise dauere an und die Erholung bleibe “nach Regionen und Sektoren sehr fragil und ungleichmäßig”, so Georgiewa und Gopinath. Sie verweisen etwa darauf, dass die Beschäftigungsquoten in vielen Ländern immer noch weit unterhalb der Vorkrisenniveaus lägen. Nach Schätzungen seien im zweiten Quartal rund 400 Millionen Vollzeitjobs verloren gegangen.Um eine nachhaltige Erholung zu sichern und um sogar möglichst gestärkt aus der Krise hervorzugehen, sei nun entschiedenes Handeln an drei Fronten nötig, so Georgiewa und Gopinath: Zum einen müsse die Gesundheitskrise endgültig überwunden werden. Ohne einen Impfstoff sei eine vollständige wirtschaftliche Erholung kaum möglich. Die beiden IWF-Granden verweisen darauf, dass es große Fortschritte gebe. Ganz entschieden warnen sie aber vor nationalistischen Überlegungen bei der Produktion oder auch der Verteilung eines Impfstoffes. Nötig seien “multilaterale Lösungen”.Zum anderen, so Georgiewa und Gopinath, müsse sichergestellt werden, dass die Menschen produktive Jobs finden können. Dazu gehöre es auch, “übermäßige Insolvenzen” zu verhindern, argumentieren sie. In der nächsten Phase der Hilfen gehe es darum, sehr klar zwischen illiquiden und insolventen Firmen zu unterscheiden. Da das aber in der aktuellen Krise schwierig sei, sei es besser, zu viele Hilfen zu geben als zu wenige. Wo Regierungen über die fiskalischen Ressourcen verfügten, gebe es auch “starke Argumente für eigenkapitalähnliche Interventionen in große und kleine Unternehmen”.Als dritte große Herausforderung bezeichnen es Georgiewa und Gopinath, die Zukunft “nachhaltiger und integrativer” zu gestalten als die Vergangenheit: “Dies erfordert Maßnahmen, um die globale Erwärmung aufzuhalten und die zunehmende Ungleichheit umzukehren.”