IWF warnt vor wachsenden Risiken

Normalisierung der Geldpolitik könnte Schwächen im globalen Finanzsystem aufdecken

IWF warnt vor wachsenden Risiken

Der Internationale Währungsfonds erkennt derzeit zwar keine unmittelbaren Gefahren für die Stabilität des Weltfinanzsystems. Gleichwohl bergen handelspolitische Eskalationen, geldpolitische Normalisierung und die Verschuldung der Staaten, Unternehmen und Haushalte wachsende Risiken, stellt er in seinem Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR) fest.det Washington – Kurzfristige Risiken für die globale Finanzstabilität sind nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) aktuell noch unter Kontrolle, doch haben Handelskonflikte, steigende Zinsen, hohe Schulden und Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern mittelfristig neue Gefahren heraufbeschworen. Nicht auszuschließen ist dem Währungsfonds zufolge, dass die angespannte Lage im Welthandel, geopolitische Krisen und allgemein wachsende Unsicherheit eine breit angelegte Korrektur an den globalen Finanzmärkten auslösen.Wie der IWF in seinem heute vorgelegten Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR) schreibt, sind im Vergleich zu der im Frühjahr veröffentlichten Studie die unmittelbaren Gefahren zwar leicht gestiegen. Trotz höherer Zinsen, die im historischen Vergleich dennoch niedrig sind, seien die Finanzierungskonditionen weiter akkommodierend. Gestützt werde das finanzielle Umfeld vor allem von robusten Arbeitsmärkten, steigenden Einkommen und dem starken, globalen Konjunkturaufschwung.Mit Blick auf die kommenden Jahre macht der IWF wachsende Risiken darin aus, dass die voranschreitende Normalisierung der Geldpolitik, gepaart mit eskalierenden Handelskonflikten, Schwächen im globalen Finanzsystem bloßlegt. Diese könnten die Risikobereitschaft der Anleger abwürgen und eine Korrektur auslösen. Den größten Gefahren sind laut IWF die Schwellenländer ausgesetzt, die jetzt schon die Folgen einer Umkehr der Kapitalströme zu spüren bekommen.Dass die angespannte Lage im Welthandel nicht schon stärker auf die Finanzmärkte durchgeschlagen hat begründet der IWF damit, dass die Aufmerksamkeit bisher vorrangig dem bilateralen Konflikt zwischen den USA und China gegolten hat. Die Folgen hätten auf beiden Seiten Unternehmen zu spüren bekommen, die von den Einfuhrzöllen betroffen sind. Falls sich die Konflikte aber ausweiten und auch andere Länder und Branchen erfassen, dann würde dies das Weltwirtschaftswachstum dämpfen und somit Unsicherheit an den Finanzmärkten erhöhen. Schuldenabbau gefordertGefahren bergen auch steigende Staatsschulden und in der Eurozone die Ungewissheit darüber, wie die hoch verschuldeten Länder ihre fiskalischen Probleme anpacken werden. Möglich ist nach Auffassung des IWF auch, dass die Industrienationen ihren geldpolitischen Kurs verschärfen und speziell in den USA ein stärker als erwartet ausfallender Anstieg der Inflation die Fed zwingt, häufiger an der Zinsschraube zu drehen.Gerade wegen der deutlich gestiegenen Schulden sowohl der Staaten als auch des Privatsektors ist laut IWF die Anfälligkeit für die Folgen höherer Zinsen umso größer. Wie der Bericht feststellt, beträgt in Ländern mit “systemrelevanten Finanzsektoren” die Verschuldung der Staaten, Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und der privaten Haushalte mittlerweile 167 Bill. Dollar und macht somit 250 % der gemeinsamen Wirtschaftsleistung aus. Die Finanzsysteme und somit die Gesamtwirtschaft dieser Staaten würden daher deutlich empfindlicher auf steigende Zinsen reagieren als noch vor der Finanzkrise.Zum Schuldenabbau fordert der Währungsfonds auch die Schwellenländer auf, die zudem unter den Ansteckungseffekten der Verschuldung in den Industriestaaten leiden würden. Um angesichts des hohen Finanzierungsbedarfs den Folgen höherer Zinsen entgegenzuwirken, sollten die Emerging Market Countries (EMCs) fiskalische Puffer aufbauen, ihre Fremdwährungsreserven erhöhen und die Voraussetzungen schaffen für ein solides politisches Rahmenwerk. Sowohl in den Industrienationen als auch den Schwellenländern fordert der IWF Maßnahmen, um ausreichende Liquidität sicherzustellen. Obwohl es derzeit an den wichtigsten Märkten keine Hinweise auf Liquiditätsengpässe gebe, sei nicht auszuschließen, dass die ultralockere Geldpolitik der vergangenen Dekade schlummernde Risiken womöglich kaschiert hat.