Japan bekommt Deflation in den Griff

Größte Preiszunahme seit 15 Jahren - Konsum steigt

Japan bekommt Deflation in den Griff

mf Tokio – In Japan zeichnet sich ein Sieg der Geldpolitik über die Deflation ab. Im Oktober stiegen die Kernpreise (ohne frische Lebensmittel) um 0,9 % zum Vorjahr den fünften Monat hintereinander. Das war 0,2 Punkte höher als im Vormonat und der größte Zuwachs seit November 2008. Selbst ohne Energiekosten legte der Preisindex noch um 0,3 % zu. Das entspricht dem kräftigsten Sprung seit 1998, als die inzwischen 15 Jahre währende milde Geldaufwertung einsetzte. “Immer deutlicher zeichnet sich ein Ende der Deflation ab”, erklärte Wirtschaftsminister Akira Amari.Die Rückkehr zur Inflation ist das wichtigste Ziel der Abenomics genannten Wirtschaftsstrategie von Premierminister Shinzo Abe. Die Bank of Japan hatte im April ein Inflationsziel von 2 % vorgegeben, das durch eine Verdoppelung der Geldbasis bis 2015 erreicht werden soll. Nach einer Prognose von Barclays wird die Inflationsrate bis April auf 1,4 % weiter zunehmen. Allerdings gehen die höheren Preise größtenteils auf das Konto des schwächeren Yen, der die Importkosten über Brennstoffe und Lebensmittel hinaus auch für viele Rohmaterialien nach oben treibt. Aufwind für LöhneDie steigenden Verbraucherpreise erhöhen den Druck auf die Arbeitgeber, bei den Tarifverhandlungen im Frühjahr Lohnzuwächsen zuzustimmen, zumal die Verbrauchsteuer zum 1. April um 3 Punkte auf 8 % steigt. Als erstes Finanzinstitut hebt das größte Brokerhaus, Nomura, zum 1. April die Grundgehälter von 4 000 jüngeren Angestellten in Japan um durchschnittlich 2 % an.Nur mit höheren Löhnen kann eine nachfragebasierte Inflation entstehen. Weiterer Lohnschub kommt vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote im Oktober blieb zwar konstant bei 4,0 %, aber die Zahl der offenen Stellen wuchs um 0,5 % zum Vormonat den 13. Monat in Folge. Auf 100 Suchende kamen 98 Stellen, so viele wie zuletzt im Dezember 2007. Industrieproduktion wächstFür einen fortgesetzten Aufschwung spricht die steigende Industrieproduktion. Im Oktober produzierten die Firmen 0,5 % mehr als im Vormonat. Das war zwar deutlich unter den Prognosen der Analysten. Aber laut Umfrage der Regierung soll der Fabrikausstoß im November um 0,9 % und im Dezember um 2,1 % zum Vormonat zunehmen.Gestützt wird die Konjunktur noch vom Binnenkonsum. Die Verbraucher ziehen derzeit aufgrund der Steuererhöhung im April größere Ausgaben wie Autos vor. Im Oktober legte der Konsum um real 0,9 % zum Vormonat den zweiten Monat in Folge zu. Allerdings sanken die Pro-Kopf-Ausgaben, nach einem Plus von 1,3 % im September, um 3,0 % zum Vormonat.