Japan plant eigenen Staatsfonds

Lockmittel im Handelsstreit mit den USA

Japan plant eigenen Staatsfonds

mf Tokio – Die japanische Regierung will offenbar einen eigenen Staatsfonds aus der Taufe heben. Nach Informationen der Finanzzeitung “Nikkei” soll der Fonds zunächst dazu dienen, die Forderung der USA nach einem Abbau des Handelsdefizits mit Japan aufzufangen. Japans Wirtschaftsminister Toshimitsu Motegi wird dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer den Fonds am 9. August in Washington vorstellen. Sein Kapital könnte in US-Infrastrukturprojekte fließen und die indopazifische Investitionsinitiative von US-Außenminister Mike Pompeo unterstützen.Dieses erste amerikanisch-japanische Gespräch steht offiziell unter dem Motto eines “freien, fairen und gegenseitigen Handels”, das US-Präsident Donald Trump und Japans Premier Shinzo Abe Anfang Juni in Washington vereinbart hatten. Dabei wollen die USA auf einen bilateralen Handelsvertrag dringen, während Japan sich die Rückkehr der USA zum früheren Freihandelsvertrag TPP der Pazifik-Anrainerstaaten wünscht. Aber die Überlegungen der japanischen Regierung gehen offenbar weit darüber hinaus. Danach könnte der Fonds auch dabei helfen, eine Aufwertung des Yen abzumildern. Diese Idee geht auf den Ökonomen Koichi Hamada zurück, der als der eigentliche Erfinder der Abenomics genannten Wirtschaftspolitik gilt. “Kühnes Projekt”Laut Einschätzung von UBS Japan würde der Fonds zunächst mit einem Teil der japanischen Auslandsreserven ausgestattet und dann Kapital von institutionellen Anlegern einsammeln, die eine langfristige Rendite von 0 % akzeptieren, etwa wenn die realen Zinsen unter null liegen. Das eingesammelte Geld würde erst dann in ausländische Währung umgetauscht, wenn der Dollar/Yen-Kurs unter 100 liegt, um eine Aufwertung zu bremsen. Selbst bei einem Volumen von nur 100 Mrd. Dollar sei dies ein “kühnes Projekt”, das den Ehrgeiz der Regierung Abe zeige, die Deflation zu besiegen, meinte James Malcolm von UBS Japan.