Japan ringt weiter mit der Deflation

Argument für Verschiebung der Steuererhöhung

Japan ringt weiter mit der Deflation

mf Tokio – Die Verbraucherpreise in Japan lagen im April den zweiten Monat hintereinander unter dem Niveau des Vorjahres. Der Rückgang in der Kernrate (ohne frische Lebensmittel) betrug wie im März 0,3 %. Der neue Preisindex der Bank of Japan, der im Sommer 2015 eingeführt wurde, ging ebenfalls nach unten: Diese Inflationsrate ohne Energie- und frische Lebensmittelpreise sank von + 1,1 % im März auf + 0,9 %. Das ist ein schlechtes Zeichen für die Inflation, da die Preise in Japan häufig zum Beginn des Geschäftsjahres im April angehoben werden.Auch die Firmen selbst werden skeptischer. Laut dem monatlich erhobenen Tankan der Agentur Reuters rechnen 79 % der Unternehmen mit einer Rückkehr der Deflation in diesem oder nächstem Jahr. Der Anteil an Firmen, die in nächster Zeit kein entscheidendes Überwinden der Deflation erwarten, stieg von 48 % im Januar auf 70 % im Mai. Damit wächst der Handlungsdruck auf die Bank of Japan weiter. Bei ihrem letzten Treffen hatten die Währungshüter das Erreichen des Inflationsziels von 2 % auf das Frühjahr 2018 bereits zum vierten Mal verschoben.Die drohende Rückkehr der Deflation liefert Premierminister Shinzo Abe ein Extraargument, die für April 2017 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer zu verschieben. Nach japanischen Medienberichten will Abe dies am Montag oder Mittwoch verkünden. Der Regierungschef soll die anderen G 7-Führer beim Gipfeltreffen in Ise-Shima bereits darüber informiert haben. Bislang hatte Abe erklärt, nur ein zweiter Lehman-Schock würde die Anhebung des Steuersatzes um weitere 2 Punkte auf 10 % verhindern. Doch beim G 7-Gipfel hatte die japanische Seite erklärt, man sehe die Gefahr, dass die Weltwirtschaft sich in einer ähnlichen Phase wie vor dem Lehman-Schock befinde. Daher müsse man rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Beobachter sahen darin einen Hinweis auf die Verschiebung des Steuerschritts.