Japans Konjunktur kommt auf Touren

Überraschend hohe Wachstumsrate von 0,9 Prozent - Export und Konsum ziehen an

Japans Konjunktur kommt auf Touren

Die neue Wirtschaftsstrategie des neuen japanischen Premier Shinzo Abe kommt offenbar an. Die extrem lockere Geldpolitik und höhere Staatsausgaben haben das Wachstum befeuert.mf Tokio – Japans neue Wirtschaftspolitik hilft der Konjunktur auf die Beine. Im ersten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt um real 0,9% zum Vorquartal gewachsen. Mit der Jahresrate von 3,5% ist Japan nun der Spitzenreiter unter den G7-Nationen. Zudem wurde die Wachstumsrate für das Schlussquartal 2012 auf 0,3% nach oben korrigiert. Japan hat damit die milde Rezession Mitte 2012 zügig hinter sich gelassen.Ursache für die Trendwende sind der schwache Yen und die gestiegenen Aktienkurse. Beides sind die Folgewirkung der Wirtschaftsstrategie (“Abenomics”) von Premier Shinzo Abe, der auf eine extrem lockere Geldpolitik und höhere Staatsausgaben setzt. Die Ratingagentur Fitch bestätigte ihren Ausblick für Japans Bonität aber als “negativ”, da die Staatsschulden weiter wachsen.Der Aufschwung zum Jahresbeginn wurde zum einen vom Export getragen, der um 3,8% zulegen konnte. Allerdings passt diese Zahl nicht ganz zu den bisher bekannten, eher durchwachsenen monatlichen Ausfuhrdaten. Bei den Exporten dürfte Japan sowohl vom schwachen Yen als auch vom Konjunkturaufschwung in China und den USA profitiert haben. Außerdem steigerten die japanischen Verbraucher zwischen Januar und März ihre Ausgaben um 0,9% zum Vorquartal.Analysten führen dies auf erste Wirkungen des Vermögenseffekts zurück: Kurs- und Währungsgewinne bei ausländischen und japanischen Aktien und Anleihen wurden mitgenommen und teilweise in Marken- und Luxusartikel investiert. Ferner erhalten die Mitarbeiter vieler Exportfirmen in diesem Jahr höhere Boni. Diese scheinen ebenfalls in den Konsum zu gehen.Dies erklärt auch den Anstieg des Verbrauchervertrauens auf das Niveau vor der Finanzkrise. Nur die Unternehmen ziehen bisher nicht richtig mit. Im abgelaufenen Quartal verringerten sie ihre Investitionen um 0,7% zum Vorquartal. Es war bereits das fünfte Vierteljahr in Folge mit einem Rückgang. Zudem verringerten sie ihre Lagerbestände auf das niedrigste Niveau seit dem zweiten Quartal 2011, so dass die Wachstumsrate um 0,2 Punkte niedriger ausfiel. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte im weiteren Jahresverlauf trotzdem auf Wachstumskurs bleiben. Nach einer Umfrage des Japan Center for Economic Research unter 40 Ökonomen wird im Schnitt ein Wachstum von 2,4% für das Fiskaljahr 2013 (bis 31.3.14) vorhergesagt. Es wäre das beste Jahr für Japans Wirtschaft seit 2010, als man sich mit einem Plus von 3,4% von der Finanzkrise erholte.Zur Begründung verweisen Analysten auf die Stärke der US-Konjunktur sowie den staatlichen Rekordhaushalt über 92,6 Bill. Yen (702 Mrd. Euro). Auch das Konjunkturpaket von 10,3 Bill. Yen (78 Mrd. Euro), das im Januar beschlossen wurde, ist noch nicht in der Wirtschaft angekommen.Doch die Ausblicke sind nicht ohne Risiken. Der Abwertung des Yen um bisher real und handelsgewichtet rund ein Fünftel treibt die Einfuhrpreise für Benzin und Zulieferteile nach oben. Das bedroht den Binnenkonsum und verschärft den Wettbewerb für Firmen im Inlandsgeschäft, während die Basislöhne bislang weiter nominal fallen. Im März sanken sie um 0,6% zum Vorjahr den zweiten Monat hintereinander.