Zentralbanken

Japans Notenbank hilft dem Klima

Die EZB versucht an diesem Wochenende bei einem Strategietreffen, ihre Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu definieren. Die japanische Notenbank ist da schon einen Schritt weiter.

Japans Notenbank hilft dem Klima

mf/ms Tokio/Frankfurt

Die japanische Notenbank wird schon ab diesem Jahr Maßnahmen gegen den Klimawandel finanzieren – womit sie auch die globale Debatte über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen die Erderwärmung und eine „grüne“ Geldpolitik anheizt. Nach ihrem Monatstreffen kündigten die Währungshüter der Bank of Japan am Freitag einen Geldtopf für Finanzinstitute an, um die Vergabe von Darlehen zur Bekämpfung des Klimawandels zu fördern. Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte bereits Ende Mai eine entsprechende Andeutung gemacht. Der Schritt passt auch in die im April verkündete Strategie, in der Geldpolitik weniger auf Wertpapierkäufe zu setzen.

Weltweit wird zunehmend intensiv über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert – und mitunter gestritten. Viele Umweltschützer und andere Vertreter der Zivilgesellschaft erhöhen zusehends den Druck, damit die Währungshüter ihre Macht auch für dieses Ziel einsetzen. Unter Notenbankern gibt es aber geteilte Ansichten – zumindest, wenn es um eine explizit „grüne“ Geldpolitik geht, also etwa eine Bevorzugung grüner Anleihen bei den billionenschweren Wertpapierkaufprogrammen.

Nicht zuletzt im Euroraum tobt diese Debatte. In der laufenden Strategieüberprüfung der Europäischen Zentralbank (EZB), der ersten seit dem Jahr 2003, ist das ein kontrovers gesehenes Thema. EZB-Präsidentin Christine Lagarde pocht auf eine stärkere Rolle der EZB im Kampf gegen die Erderwärmung und liebäugelt auch mit einer „grünen“ Geldpolitik. Andere Euro-Hüter wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann sind zurückhaltender. An diesem Wochenende trifft sich der EZB-Rat zu einem wegweisenden Strategietreffen (vgl. BZ vom 18. Juni).

Die Euro-Währungshüter dürften dabei genau verfolgen, was die Bank of Japan (BoJ) nun plant. Das neue BoJ-Programm soll noch in diesem Jahr eine Kreditfazilität zur „Stärkung der Grundlagen des Wachstums“ mit einem Restvolumen von 5,3 Bill. Yen (40 Mrd. Euro) ersetzen, die ursprünglich bis Juni 2022 laufen sollte. „Antworten auf den Klimawandel tragen zur langfristigen Stabilität der Wirtschaft und damit zu Preisstabilität und Wachstum bei“, begründete Gouverneur Kuroda den Vorstoß. Den vorläufigen Rahmen des Programms will die BoJ bis zur nächsten Sitzung Mitte Juli erarbeiten. „Hier zeigt sich, dass die Zentralbank bereits für die Zeit nach der Coronaviruskrise plant“, sagte Nord/LB-Analyst Tobias Basse.

Mit ihrem neuen Klimafonds springt die Zentralbank der Regierung zur Seite, die Japans Wirtschaft trotz einer hohen Industriequote und einer starken Abhängigkeit von fossilen Energien in der Stromerzeugung bis 2050 CO2-neutral machen will. In erster Linie müssten Parlament und Regierung dieses Ziel erreichen, betonte Kuroda zwar. Aber die Bank of Japan werde zu einem späteren Zeitpunkt auch Unterstützungsmaßnahmen jenseits der Geldpolitik prüfen. Auch den Kauf von „ökologisch nachhaltigen“ Anleihen hält der Notenbankchef für möglich – allerdings innerhalb des aktuellen Kaufvolumens für Unternehmensanleihen. Ein eigenes Kaufprogramm beurteilte Kuroda skeptisch, zumal es am Finanzmarkt keine klare Definition von „grünen“ Anleihen gebe.

Debatte über grüne TLTROs

Auch die EZB schaut sich derzeit viele Optionen an, wie sie zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen kann. Eine Option, mit der bereits EZB-Chefin Lagarde und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel öffentlich sympathisiert haben, sind „grüne“ TLTROs, also eine explizite Verknüpfung der gezielten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) mit Klimazielen. Diese Idee könnte mit dem Vorstoß der japanischen Notenbank neuen Schwung erhalten. Umweltverbände haben die EZB bereits aufgefordert, dieses Instrument zu nutzen.

Das TLTRO-Programm der EZB ist eine wichtige Liquiditätsunterstützung für den Bankensektor im Euroraum, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Das Programm könnte, so der Vorschlag, auch zur Förderung der Vergabe als „grün“ deklarierter Kredite genutzt werden. Der Zinssatz für die Banken könnte dann vom Volumen an vergebenen Krediten abhängen, die die Bedingungen der verabschiedeten EU-Taxonomie für grüne Transaktionen erfüllen.

Wertberichtigt Seite 6