Straffung der Geldpolitik

Bank of Japan kündigt weitere Zinsschritte an

Der Tagesgeldsatz in Japan erreicht den höchsten Stand seit Oktober 2008. Damit reagiert die Notenbank auf steigende Preise und Löhne – und nimmt Japan frühzeitig aus der Schusslinie von US-Präsident Donald Trump.

Bank of Japan kündigt weitere Zinsschritte an

Bank of Japan will Zinsen weiter erhöhen

Leitzins erreicht höchsten Stand seit Oktober 2008 – Reaktion auch auf US-Präsident Trump

mf Tokio

Die Bank of Japan (BoJ) hat am Freitag ihren Leitzins um 0,25 Punkte auf 0,5% angehoben, den höchsten Stand seit etwa 17 Jahren. Die aktuelle Inflationsentwicklung und die momentane Schwäche der japanischen Währung hätten diese geldpolitische Maßnahme erforderlich gemacht, erklärte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Nach der Vorstandssitzung sagte Gouverneur Kazuo Ueda, man sei bereit, die Geldpolitik weiter zu straffen. Zuvor werde man die Auswirkungen des jüngsten Zinsschritts auf Konjunktur und Preise sorgfältig beobachten.

Realzinsen weiter negativ

„Die zugrunde liegende Inflation steigt allmählich weiter an, wie wir es vorhergesagt haben“, sagte Ueda. Das finanzielle Umfeld sei auch nach der Erhöhung weiterhin akkommodierend. Bis zum natürlichen Zinssatz sei es „noch ein gutes Stück“. Am Finanzmarkt wird derzeit eine weitere Anhebung um einen Viertelpunkt in diesem Jahr erwartet.

In ihrem jüngsten vierteljährlichen Konjunktur- und Preisausblick hob die Notenbank auch ihre Prognosen für den Kernindex der Verbraucherpreise für die drei Jahre bis 2026 an. Dabei verwies sie auf den Anstieg der Reispreise und den schwächeren Yen, der die Importpreise in die Höhe treibt. Die BoJ erwartet nun eine Inflationsrate von 2,7% im auslaufenden Fiskaljahr (bis 31.3.), von 2,4% im Jahr 2025 und von 2,0% im Jahr 2026.

Preisausblicke über BoJ-Ziel

Es ist das erste Mal, dass alle drei Jahresvorhersagen über dem Inflationsziel von 2% liegen. Die Preisrate liegt seit April 2022 auf oder über dem 2%-Ziel der BOJ. Die Aufwärtskorrekturen sind eine „starke Botschaft, dass die BoJ ihre Geldpolitik weiter straffen wird“, meinte Masahiro Ichikawa, Chef-Marktstratege bei Sumitomo Mitsui DS Asset Management. Er erwartet die nächste Zinserhöhung bereits im Juli.

Als einen Grund für ihren ersten Zinsschritt seit der Anhebung auf 0,25% im Juli nannte die BoJ die bevorstehenden jährlichen Tarifverhandlungen. Dabei werde es wohl zu einer weiteren Runde von starken Lohnerhöhungen kommen. Der Zinsschritt würde die negativen Auswirkungen der Teuerung abmildern. Der zweite Grund war die unerwartet hohe Inflation im Dezember. In der Kernrate legten die Verbraucherpreise mit dem höchsten Tempo seit über einem Jahr zu, da die staatlichen Subventionen für Strom ausliefen.

Trump-Politik erzeugt Sorgen

Auch der Regierungswechsel in den USA spielte offenbar eine Rolle. „Wir haben festgestellt, dass die internationalen Finanzkapitalmärkte nach dem Amtsantritt von Präsident Trump und der Festlegung der politischen Leitlinien insgesamt relativ ruhig geblieben sind“, meinte Ueda. Er räumte erhebliche Unsicherheiten über die künftige Politik Trumps ein und sagte, die US-Wirtschaft scheine „robust“ zu bleiben. Man werde genau beobachten, wie sich seine politischen Manöver auf die Finanzmärkte auswirken.

Nach Ansicht von Nord/LB-Analyst Basse manövrierten sich die Notenbanker mit der Entscheidung für höhere Zinsen frühzeitig aus der Schusslinie von Trump. Der Vorwurf, den Yen durch eine zu lockere Ausrichtung der japanischen Geldpolitik gezielt zu schwächen, dürfte der Trump-Regierung nun deutlich schwerer fallen. Toshihiro Nagahama, leitender Chefökonom am Forschungsinstitut Dai-ichi Life, warf der BoJ vor, sie habe ihren Kampf gegen die Yen-Abwertung über Entscheidungen auf der Grundlage wirtschaftlicher Fundamentaldaten gestellt.


Kommentar zur japanischen Geldpolitik

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