Japans Notenbank verschiebt Zinserhöhung auf 2025
Japans Notenbank verschiebt Zinserhöhung auf 2025
Unklarer geldpolitischer Kurs lässt Yen abrutschen
mf Tokio
Die Bank of Japan (BoJ) hat auf eine dritte Zinserhöhung in diesem Jahr verzichtet, der Leitzins bleibt bei 0,25%. Noch vor Kurzem hatte eine Mehrheit der Analysten den nächsten Zinsschritt für diese Sitzung vorhergesagt. Aber zuletzt äußerten sich mehrere BoJ-Führungsmitglieder so vorsichtig, dass die sofortige Anhebung als unwahrscheinlich galt. Allerdings gab es erstmals in diesem Jahr eine abweichende Meinung im BoJ-Gremium. Naoki Tamura stimmte für eine Zinserhöhung um 0,25 Punkte.
Verzögerung bis zum Frühjahr
Nach dem Treffen wirkte Gouverneur Kazuo Ueda nicht so, als ob er den Straffungszyklus bald fortsetzen will. Die BoJ benötige mehr Informationen, bevor sie eine weitere Zinserhöhung vornehmen kann, erklärte Ueda. „Bis zum Frühjahr sollte klarer sein, ob es einen positiven Zyklus von Löhnen und Preisen gibt.“
Die Kerninflationsrate liegt seit bald drei Jahren über dem BoJ-Ziel von 2%. Aber trotz eines kräftigen Schlucks aus der Lohnpulle war das Reallohnwachstum in den vergangenen Monaten teils weiter negativ. Es werde möglicherweise auch einige Zeit dauern, bis die Auswirkungen der protektionistischen Politik von Donald Trump in vollem Umfang verstanden werden, erklärte die Notenbank.
Nächster Zinsschritt erst im März?
Mark Williams, Asien-Chefökonom bei Capital Economics, interpretierte die Aussagen so, dass der nächste Zinsschritt erst im März kommt. NordLB-Analyst Tobias Basse schrieb: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Seiner Einschätzung nach dürfte 2025 in Japan zu einem Jahr der steigenden Leitzinsen werden.
Wegen der unklaren Aussichten verlor der Yen gegenüber dem Dollar weiter an Wert. In der Spitze stieg die US-Währung um 1,5% auf über 157 Yen. Wegen der „taubenhaften“ Signale der BoJ hält Basse eine „nachhaltige Bewegung“ des Wechselkurses in Richtung der Marke von 160 Yen je Dollar für möglich. Allerdings dies im Finanzministerium nicht gut an, meinte der Analyst. „Deswegen hat Ueda wohl Anmerkungen gemacht, die doch in Richtung baldiger Zinserhöhungen deuten“, schrieb Basse. So habe der Gouverneur erklärt, er werde die Auswirkungen der Yen-Schwäche auf die Inflation genau im Auge behalten.