mf – Knapp zwei Monate nach der Oberhauswahl im Juli hat Japans Premierminister Shinzo Abe sein Kabinett stark umgebildet und 13 neue Minister berufen. Damit will der nationalkonservative Politiker, der nächste Woche seinen 65. Geburtstag feiert und im November der am längsten regierende Amtsinhaber seit 1868 sein wird, für frischen Wind sorgen, bevor Anfang Oktober die Umsatzsteuer auf 10 % steigt und das Parlament seine umstrittene Verfassungsreform weg vom Pazifismus debattiert.Politische Beobachter achteten im neuen Kabinett auf potenzielle Nachfolger von Abe, dessen Amtszeit als Chef der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) und damit auch als Premierminister im September 2021 abläuft. Daher galt die größte Aufmerksamkeit der Ernennung von Shinjiro Koizumi zum Umweltminister. In Umfragen liegt der erst 38-jährige Sohn des populären Ex-Premiers Junichiro Koizumi als Abe-Nachfolger weit vorn. Gemäß den ungeschriebenen Regeln der japanischen Politik wäre er dafür aber viel zu jung. Daher vermuten Analysten, dass Abe mit der Beförderung seine eigene Popularität stärken will.Aber anderen Ministern werden durchaus Chancen nachgesagt. Als aussichtsreich gilt Taro Kono (56), bisher Außenminister und nun Verteidigungsminister, der Südkorea von der Liste der bevorzugten Handelspartner strich, nachdem japanische Unternehmen zu Entschädigungen für Ex-Zwangsarbeiter in der Kolonialzeit verurteilt wurden.Ein anderer potenzieller Regierungschef ist Toshimitsu Motegi (63). Der bisherige Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI), der an der Universität Harvard studierte, führte die schwierigen Verhandlungen über einen Freihandelsvertrag mit den USA und wechselt an die Spitze des Außenministeriums. Als weiterer Nachfolgekandidat gilt Katsunobu Kato (63), ein enger Verbündeter von Abe, der auf seinen alten Posten als Arbeits- und Gesundheitsminister zurückkehrt. Auch Fumio Kishida (62), Außenminister zwischen 2013 und 2017, der Politikchef der LDP bleibt, sagt man Ambitionen nach. Wechsel bei AtomkraftPremier Abe beließ seine wichtigsten Unterstützer auf ihren Posten: Kabinettssekretär Yoshihide Suga (70), der als Regierungssprecher seinen Chef in jeder Notlage konsequent verteidigte, sowie seinen Stellvertreter Taro Aso, der nächste Woche 79 Jahre alt wird. Als Finanzminister setzte sich Aso dafür ein, dass die Anhebung der Umsatzsteuer wie vorgesehen umgesetzt wird. Neuer METI-Chef wurde Isshu Sugawara (57), der für einen Wechsel von der Atomkraft zu erneuerbaren Energien plädiert.