Jonathan Hill tritt in drei Wochen ab
Von Detlef Fechtner, BrüsselBedenkt man, dass gerade seine Besetzung dazu beitragen sollte, die Briten mit der EU zu versöhnen, dann ist sein Abschied aus dem Amt des EU-Kommissars nun – nach dem Brexit-Votum – nur konsequent. “Ich denke, es ist nicht richtig, dass ich der britische EU-Kommissar bleibe – gerade so, als sei nichts geschehen”, erklärte Jonathan Hill, der entschiedene Verfechter eines Verbleibs Großbritanniens in der EU, zur Entscheidung, sein Amt am 16. Juli aufzugeben.EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hatte dem studierten Historiker von der Universität Cambridge einen der einflussreichsten Posten in der EU-Kommission zugedacht. Das zum Baron geadelte Mitglied des englischen Oberhauses übernahm das seinerzeit neu geschnittene Ressort für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion – vulgo: die Regulierung von Banken und Börsen. Die Skepsis – insbesondere in Deutschland – gegenüber dem heute 55-Jährigen war groß, schließlich war er in der Londoner City als PR-Manager tätig gewesen. Als er am Anfang seiner Amtszeit als EU-Kommissar andeutete, er werde womöglich den EU-Vorschlag für Trennbankenregeln mangels Einigkeit im EU-Parlament wieder zurückziehen, fühlten sich diejenigen bestätigt, die ihn als Interessenvertreter der Großbanken im Verdacht hatten.Doch dem stets höflichen und humorvollen – also kurz und gut: englischen – Hill gelang es anschließend, seine Sympathiewerte zu steigern – etwa bei den Regionalbanken, denen er eine strengere Beachtung des Proportionalitätsprinzips zusagte. Aber auch bei Aktivisten im Kampf gegen aggressive Steuerpraktiken – nachdem er nämlich einen Vorschlag für länderbezogene Berichtspflichten vorgelegt hatte. Generell zeichnete Hills Amtszeit aus, dass er mit neuen Regulierungsvorschlägen wesentlich zurückhaltender war als sein Vorgänger Michel Barnier.