Kabinett nominiert Schnabel für die EZB

Scholz würdigt die "herausragende Ökonomin"

Kabinett nominiert Schnabel für die EZB

wf Berlin – Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel soll in das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) einziehen. Das Bundeskabinett beschloss in Berlin offiziell, die Ökonomin und Professorin an der Universität Bonn für das Gremium zu nominieren. Die Personalie war tags zuvor bereits bekannt geworden. Schnabel ist seit 2014 Mitglied im unabhängigen Sachverständigenrat für Wirtschaft, der die Bundesregierung berät. In Bonn lehrt Schnabel Finanzmarktökonomie. Die Vakanz im Direktorium ist durch den angekündigten Rücktritt von Sabine Lautenschläger entstanden, die Ende Oktober vorzeitig ihr Amt niederlegen wird. Lautenschläger nannte dafür keine Gründe, es gilt aber als naheliegend, dass sie den Kurs der anhaltend lockeren Geldpolitik der EZB nicht weiter mittragen wollte.Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) würdigte Schnabel als “herausragende Ökonomin und ausgewiesene Expertin in Bank- und Währungsfragen”. Schnabel werde “in der EZB gute Arbeit leisten für die Eurozone und für unser Land”, erklärte Scholz. Schnabel twitterte, sie fühle sich geehrt, nominiert worden zu sein. Dies sei nur der Beginn eines längeren Prozesses. “Wird meine Ernennung durch die europäischen Gremien bestätigt, werde ich mein Bestes geben, die in mich gesetzten hohen Erwartungen zu erfüllen”, schrieb sie. Erwartet wird, dass die Finanzminister im November über die Personalie beraten. Nimmt Schnabel alle Hürden, könnte sie beim EU-Gipfel im Dezember ernannt werden.In Berlin forderte die FDP von Schnabel, sich im EZB-Direktorium für eine geldpolitische Wende einzusetzen. Dies gelte besonders für den Ankauf von Staatsanleihen und die Zinspolitik, verlangte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Dürr. Die “hervorragende Ökonomin” dürfe in ihrer neuen Position die ultralockere Geldpolitik der EZB nicht einfach so mittragen. Die Linke im Bundestag bedauert, dass Schnabel “eine aktive Fiskalpolitik in der öffentlichen Debatte bisher leider nicht unterstützt”. Die Geldpolitik in der Eurozone sei ohne Unterstützung durch Fiskalpolitik überfordert, erklärte Vizefraktionsvorsitzender Fabio De Masi.