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Kampf gegen Hyperinflation

Börsen-Zeitung, 7.9.2018 af Buenos Aires - Während jeden Tag tausende Venezolaner aus ihrem Land fliehen, versucht die Regierung, mit immer neuen und vielfach widersprüchlichen Interventionen die Hyperinflation zu zähmen. Seitdem Staatschef Nicolás...

Kampf gegen Hyperinflation

af Buenos Aires – Während jeden Tag tausende Venezolaner aus ihrem Land fliehen, versucht die Regierung, mit immer neuen und vielfach widersprüchlichen Interventionen die Hyperinflation zu zähmen. Seitdem Staatschef Nicolás Maduro am 17. August einen neuen Wirtschaftsplan verkündete, trat genau das ein, was Maduros Kritiker befürchtet hatten: Nach der Einführung des um fünf Nullen reduzierten “Bolívar soberano” stiegen die Preise doppelt so schnell wie zuvor, wie die Beratungsfirma Ecoanalitica errechnete.Allein im Monat August habe die Teuerung 200 % betragen, so Asdrubal Oliveros, einer der Direktoren der Beratungsfirma, die im Wochenrhythmus Preise erhebt und publiziert. Die Regierung veröffentlicht seit Jahren keine wirtschaftlichen Kennzahlen mehr. Der Wirtschaftsforscher Alejandro Grisanti schätzt, dass die Inflationsrate am Jahresende bei mehr als 1 Mill. % liegen könnte. Mit einer ähnlichen Prognose hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) im Juli für Aufsehen gesorgt. Im April war er noch von knapp 14 000 % ausgegangen. Tatsächlich ist die Prognose aber sehr schwierig.An seinem Ausgabetag lag der Kurs des “souveränen Bolívar” zum Dollar bei einem Wert von 60. Das entsprach in etwa jenem Kurs, der auf dem Schwarzmarkt galt. Doch obwohl offiziell die Devisenbeschränkungen aufgehoben wurden, lebt der Sekundärmarkt weiter. Nur eine Woche nach dem Start kostete die US-Währung auf dem Parallelmarkt bereits das Doppelte. Der “Bolívar soberano” ist laut Regierung wertgesichert durch die Ölvorkommen in Venezuelas “Ayacucho-Block”. Fachleute warnen aber, dass das Öl gar nicht zur Verfügung stehe.Unternehmern machen die neuen Regelungen besonders zu schaffen, denn die Regierung hob den Mindestlohn um das 30-fache an. Zeitgleich erließ Maduro Festpreise für eine Reihe von 25 Basisprodukten, die weit unter den Produktionskosten liegen. Zudem wurden Manager mehrerer Konzerne verhaftet – unter dem Vorwurf, Waren zurückgehalten oder Preise manipuliert zu haben.