Konjunkturaussichten trüben sich ein
Die Zeichen für eine sich global eintrübende Wachstumsdynamik verdichten sich. Sowohl die OECD-Frühindikatoren als auch das Ifo-Weltwirtschaftsklima deuten in ihren aktuellen Versionen auf ein nachlassendes Tempo hin.ba Frankfurt – Die Wachstumsaussichten trüben sich weltweit weiter ein, einen globalen Abschwung vermögen Experten dennoch nicht zu erkennen. Die Entwicklung verläuft dabei nicht einheitlich, wie zwei gestern veröffentlichte Indikatoren zeigen. Gemäß dem Ifo-Weltwirtschaftsklima trübt sich die Stimmung insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern ein, wohingegen die OECD-Frühindikatoren (Composite leading indicators, CLI) zumindest für Indien eine zunehmende Wachstumsdynamik signalisieren. Für den Euroraum als Ganzes zeigen dagegen beide gestern veröffentlichten Barometer eine nachlassende und für die USA eine stabile Wachstumsdynamik an. Handelsstreit belastetDas Ifo-Weltwirtschaftsklima ist im vierten Quartal von +2,9 auf -2,2 Punkte gefallen und ist damit so niedrig wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Die 1 230 vom Ifo-Institut befragten Experten aus 119 Ländern schätzten dabei sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten schwächer ein als im Vierteljahr zuvor. Ökonomen hatten den dritten Rückgang des Weltwirtschaftsklimas in Folge erwartet. “Das Wachstum der Weltwirtschaft flaut ab”, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Insgesamt würden die Befragten mit einem Anstieg des Welt-Bruttoinlandsprodukts (BIP) von durchschnittlich 3,6 % in den kommenden Jahren rechnen.Die verschlechterten weltweiten Erwartungen werden sich den Experten zufolge insbesondere in einem schwächeren privaten Konsum niederschlagen, während die Investitionstätigkeit nicht weiter zurückgehen dürfte, teilten die Münchner Wirtschaftsforscher weiter mit. Die Befragten würden zudem ein deutlich schwächeres Wachstum des Welthandels erwarten, “wohl auch, weil sie nicht davon ausgehen, dass bestehende Handelsbarrieren abgebaut werden”, sagte Fuest. Dies trifft insbesondere die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft. So hat etwa der Außenhandelsverband BGA wegen der gestiegenen Risiken die Wachstumsprognose für die deutschen Exporte im laufenden Jahr auf 3,5 % gekappt. Eine Weichenstellung im Handelskonflikt wäre am 30. November möglich, wenn US-Präsident Donald Trump am Rande des G20-Gipfels in Argentinien seinen chinesischen Amtskollegen Xi trifft.Mit Blick auf das am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehende deutsche BIP erwarten Ökonomen, dass sich nicht nur die weltweite Konjunkturabkühlung in den Zahlen niedergeschlagen hat, sondern sich auch die Probleme der Automobilindustrie bei der Umstellung auf das neue europäische Abgasprüfverfahren WLTP zeigen werden. Die Automobilhersteller hatten im Zuge dessen die Produktion deutlich reduziert, Ökonomen erwarten allerdings Nachholeffekte im vierten Quartal. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen geht davon aus, dass der WLTP-Effekt das reale BIP um etwa ein Viertelprozent gedrückt haben dürfte. Wegen der kaum noch steigenden Auslandsnachfrage wäre das deutsche BIP ohne den WLTP-Effekt zwar nicht geschrumpft, “hätte aber immer noch deutlich schwächer zugelegt als im ersten Halbjahr”, so Solveen. Die Prognosen der Bankvolkswirte für das Wirtschaftswachstum von Juli bis September reichen von Stagnation bis zu einem Rückgang von 0,3 % im Quartalsvergleich. Im ersten Quartal hatte das BIP noch um 0,4 % zugelegt, im zweiten Vierteljahr um 0,5 %. Als große Unbekannte bezeichnen die Ökonomen der DekaBank den Lageraufbau, denn der schwachen Nachfrage vor der WLTP-Umstellung sei nicht nur mit einer Produktionsdrosselung, sondern auch mit Produktion auf Halde begegnet worden. Der monatlich von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erhobene CLI zeigt für September erste Anzeichen einer Wachstumsabschwächung.Für den Euroraum als Ganzes, Frankreich, Italien und Großbritannien weist der jeweilige CLI auf eine nachlassende Wachstumsdynamik hin. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zeigt sich laut Fuest eine Zweiteilung, denn für den Euroraum trübten sich die Lage- und Erwartungskomponenten ein, wohingegen sie für die USA zulegten. Und auch die OECD bescheinigt den USA eine stabile Wachstumserwartung, ebenso wie Japan und nun auch Kanada. Unter den größten Schwellenländern wird gemäß den CLI eine Wachstumsbeschleunigung in Indien erwartet, wohingegen die Wachstumsdynamik in Brasilien sowie Russland nachlassen wird. Für Chinas Industriesektor wird weiter ein stabiles Wachstum prognostiziert.