Konjunkturoptimismus in Deutschland verfliegt

Industrieproduktion legt zwar wieder zu, doch bricht die Stimmung überraschend deutlich ein

Konjunkturoptimismus in Deutschland verfliegt

lz Frankfurt – Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Eurozone geht doch nicht so spurlos an der deutschen Wirtschaft vorbei, wie viele Ökonomen zu Jahresanfang erhofft hatten. Noch geben sich die Branchenverbände auf der Hannover Messe recht optimistisch. Den jüngsten Frühindikatoren und harten Wirtschaftsdaten zufolge steht die Konjunktur allerdings auf der Kippe.Zwar nahm die Industrieproduktion im Februar leicht zu (+ 0,5 % im Monatsvergleich) und überraschte damit auch viele Volkswirte, Umfragen signalisieren jedoch einen Stimmungsumschwung: Der Einkaufsmanagerindex sackte im März knapp unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Und nun gab auch der Konjunkturindex Sentix deutlich nach von 24,5 auf 17,6 Zähler.Nachdem sich zuletzt die aus einer Anlegerbefragung gewonnenen Sentix-Konjunkturerwartungen im Gleichlauf zum ZEW-Index und zur Ifo-Geschäftsklima-Umfrage verhalten hatten, ist nach Meinung von Sentix-Analyst Sebastian Wanke davon auszugehen, dass auch jene beiden recht einflussreichen Konjunkturindikatoren im April wohl abrutschen werden. Für Panikreaktionen besteht indes kein Anlass: Vergleicht man die Stimmungslage hierzulande mit der anderer Regionen, steht die heimische Wirtschaft noch ausgesprochen gut da.Trotz des jüngsten Produktionsanstiegs bezeichnete das Wirtschaftsministerium die jüngste Entwicklung gleichwohl als “verhalten”. Zwar habe sich die Industrieproduktion freundlicher gezeigt, insbesondere im Bereich der Investitionsgüter. Vom Baugewerbe seien allerdings zuletzt dämpfende Impulse gekommen. Skeptisch äußerten sich auch Volkswirte. Nach wie vor schwebe “das Damoklesschwert der Schuldenkrise über uns und dem erhofften Aufschwung”, hieß es in einer Einschätzung der Nord/LB. Die Ursache für die Skepsis liegt vor allem in der deutlichen Abwärtsrevision der Januar-Daten. Für den Jahresauftakt meldete das Ministerium einen Rückgang um immerhin 0,6 % zum Vormonat, nachdem zuvor nur eine Stagnation ermittelt worden war.Was die Eurozone angeht, so ist nach Meinung von Sentix-Analyst Wanke “der spürbare Optimismus, der sich um die Jahreswende aufgebaut hatte, zunächst verflogen”. Angesichts dessen zweifelt inzwischen auch er, dass es sich dabei bloß um eine kleine Korrektur handelt. Die aktuellen Daten würden “momentan wenig Nahrung für Konjunkturoptimisten” liefern, stattdessen würden sich die Pessimisten wieder Gehör verschaffen. Und dieser Stimmungsumschwung könnte bald auch die deutsche Wirtschaft erfassen.—– Berichte Seite 11