Konjunkturpaket hebt Verbraucherlaune

GfK-Konsumklima steigt kräftig - Mehrwertsteuersenkung hilft Anschaffungsneigung auf die Sprünge

Konjunkturpaket hebt Verbraucherlaune

ba Frankfurt – Die Mehrwertsteuersenkung hat im Juli die nach dem Coronaschock ziemlich trübe Verbraucherstimmung in Deutschland sichtlich gehoben. Aber auch mit Blick auf ihre finanzielle Situation und die wirtschaftliche Entwicklung hat das von der Bundesregierung geschnürte Konjunkturpaket der Zuversicht der Konsumenten weiteren Auftrieb verliehen, wie die GfK-Konsumklimastudie für Juli zeigt. Im Euroraum hingegen hat sich die Erholung des Verbrauchervertrauens im Juli nicht weiter fortgesetzt: Nach zwei Anstiegen in Folge sank der von der EU-Kommission erhobene Indikator vorläufigen Angaben zufolge um 0,3 auf – 15,0 Punkte. Zweifel an NachhaltigkeitFür August prognostizieren die Nürnberger Marktforscher aus dem Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 2 000 Verbrauchern einen Wert von – 0,3 Punkten für ihr Konsumklima (siehe Grafik). Ökonomen hatten zwar den dritten Anstieg in Folge erwartet, nach dem Stand von revidiert – 9,4 (zuvor: – 9,6) Zählern aber nur einen Zuwachs auf – 4,5 Punkte auf dem Zettel. Das historische Tief von – 23,1 Zählern stammt aus dem Mai. “Für das Konsumklima zeichnet sich gegenwärtig eine V-förmige Entwicklung ab: Auf einen scharfen Einbruch der Konsumstimmung folgt unmittelbar eine rasche Erholung”, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl.Als Ursache macht Bürkl insbesondere die temporäre Reduzierung der Mehrwertsteuer von Anfang Juli bis Ende Dezember um 3 Punkte auf 16 % bzw. um 2 Punkte auf 5 % beim ermäßigten Satz aus: “Die Verbraucher beabsichtigen offenbar, geplante größere Anschaffungen vorzuziehen, was dem Konsum in diesem Jahr hilft.” Allerdings bezweifelt er die Nachhaltigkeit des Effekts. Schon die Wirtschaftsweisen hatten gemahnt, dass dieser Part des Konjunkturpakets zwar auf jeden Fall einen positiven Impuls geben werde – egal ob der reduzierte Satz an die Verbraucher weitergegeben werde oder nicht -, es jedoch vor allem zu vorgezogenem Konsum kommen würde.Bürkl verweist auf das Jahr 2007, als nach der Mehrwertsteuererhöhung die zuvor gestiegene Anschaffungsneigung rasch wieder auf das Ursprungsniveau zurückfiel. “Eine ähnliche Entwicklung ist im Januar 2021, wenn der alte Steuersatz wieder Anwendung findet, zu erwarten”, prognostiziert der GfK-Experte. Im Juli kletterte die Anschaffungsneigung um 23,1 auf 42,5 Punkte und liegt damit knapp 4 Zähler unter dem Vorjahresniveau. Die Aussicht auf die Auszahlung des Kinderbonus, so Bürkl weiter, sowie spürbar gesunkene Preiserwartungen stützen den Einkommensindikator. Das Barometer legte im Juli ebenfalls den dritten Monat in Folge zu und notiert bei 18,6 Punkten – das sind 12 Zähler mehr als im Juni, aber rund 32 Punkte weniger als im Vorjahr.Nicht ganz so kräftig legte das Barometer der Konjunkturerwartungen zu. Der Zuwachs um 2,1 auf 10,6 Zähler bedeutete immerhin den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren – ein besserer Wert wurde laut Bürkl zuletzt mit 10,8 Punkten im Dezember 2018 gemessen. “Die Verbraucher gewinnen offenbar vermehrt den Eindruck, dass sich die deutsche Wirtschaft in einem überschaubaren Zeitrahmen erholen kann”, sagte der Konjunkturexperte. Dazu solle auch das verabschiedete Konjunkturpaket mit umfangreichen Hilfen für Wirtschaft und Verbraucher beitragen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Infektionszahlen in Deutschland niedrig bleiben und eine zweite Welle ausbleibt: “Denn ein weiterer Lockdown würde alle Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung sehr schnell zunichtemachen.” Deutschland steht vor der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit – die Bundesregierung erwartet für 2020 ein Minus von 6,3 %.