Konjunkturpessimismus in USA trotz positiver Daten

Haushaltsstreit und "fiskalische Klippe" belasten

Konjunkturpessimismus in USA trotz positiver Daten

Von Peter De Thier, Washington Trotz insgesamt ermutigender Konjunkturdaten wachsen in den USA die Sorgen um die festgefahrenen Haushaltsverhandlungen, die zum Jahresende den Sturz von der berüchtigten “Fiskalklippe” zur Folge haben könnten. Auch deutet im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Statistik vom November wenig darauf hin, dass der US-Arbeitsmarkt richtig in Bewegung kommt.Nach Angaben des Arbeitsmarktdienstleisters ADP (Automatic Data Processing) und von Moody’s Analytics wurden im November 118 000 neue Stellen geschaffen. Erwartet worden war an den Märkten ein Plus von 125 000. Im Oktober hatten Firmen 157 000 neue Mitarbeiter eingestellt. Als Gründe für den unerwartet schwachen Anstieg nennt ADP unter anderem die Auswirkungen von Tropensturm “Sandy” sowie die zunehmende Nervosität seitens der Arbeitgeber ob der konjunkturellen Folgen des ungelösten Budgetstreits.Mit Blick auf die Arbeitsmarktstatistik für den abgelaufenen Monat, die am Freitag veröffentlicht wird, verheißen die Zahlen nichts Gutes. Analysten gehen mehrheitlich davon aus, dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 7,9 % liegen wird. Auch stimmen die Voraussagen für neu geschaffene Arbeitsplätze in etwa mit den jüngsten Zahlen von ADP überein. Dagegen gilt eine durchschnittliche monatliche Zunahme um netto 275 000 Stellen als notwendiges Minimum, um nachhaltiges Wachstum und einen kontinuierlichen Rückgang der Arbeitslosenquote zu gewährleisten.Für verhaltenen Konjunkturoptimismus sorgen hingegen die positive Entwicklung der Industrieproduktivität und die Zunahme der Auftragseingänge in der Industrie. Nach Angaben des Arbeitsministeriums stieg im dritten Quartal ohne Berücksichtigung des Agrarsektors die Produktivität um 2,9 % und übertraf somit deutlich die erwartete Zunahme um 1,9 %. Auch kletterten die Auftragseingänge in der Industrie im Oktober um 0,8 %. Dabei war der allgemeine Konsens von einem Minus von 0,1 % ausgegangen. Überraschend war der deutliche Rückgang der Lohnstückkosten im abgelaufenen Quartal um annualisiert 1,9 %.Zwar glauben einige Analysten, dass der ausbleibende Inflationsdruck die US-Notenbank ermutigen könnte, gerade im Falle eines Sturzes von der Klippe weitere Lockerungen vorzunehmen. Aber die Aufmerksamkeit der Märkte gilt vorwiegend dem Tauziehen um ein neues Haushaltsgesetz, mit dem Regierung und Opposition vor Jahresende billionenschwere Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen abwenden wollen. Festgebissen haben sich beide Seiten am Streit um Steuererhöhungen für Wohlhabende, die die Republikaner partout ablehnen, die aber Präsident Barack Obama zur Conditio sine qua non erklärt hat.