Konjunkturzuversicht erhält Dämpfer

ZEW-Erwartungsindex gibt überraschend nach - Immer noch auf hohem Niveau - Lage besser beurteilt

Konjunkturzuversicht erhält Dämpfer

Der Konjunkturoptimismus der Finanzmarktakteure für Deutschland bekommt langsam Risse. Die jüngsten harten Wirtschaftsdaten waren etwas enttäuschend. Dafür aber hellen sich die Aussichten für Europa insgesamt auf.lz Frankfurt – Die trotz Euro-Abwertung zuletzt durchwachsenen harten Konjunkturdaten für Deutschland und die Schwächesignale von der Weltwirtschaft haben dem Optimismus der Finanzmarktakteure einen ersten Schlag versetzt. In der monatlichen Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigten sie sich denn auch etwas zurückhaltender als im Monat zuvor. Entsprechend ging auch der Index der Konjunkturerwartungen zurück um 1,5 Zähler auf 53,3 Punkte. Volkswirte hatten dagegen mit einer weiteren Steigerung gerechnet. Im März hatte der Indikator noch den höchsten Stand seit Februar 2014 markiert.Angesichts des hohen Indexniveaus und der deutlich verbesserten Beurteilung der aktuellen Lage sehen Volkswirte aber noch keinen Grund zur Sorge und sprechen nur von einem erwarteten “Rücksetzer”. Der Index stehe nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau und bestätige damit den grundsätzlich positiven Ausblick für die deutsche Wirtschaft, schreibt Stefan Bielmeier, der Chefvolkswirt der DZ Bank. Stefan Kipar von der BayernLB verweist darauf, dass angesichts des bereits erreichten hohen Indexwerts die Luft für weitere Verbesserung automatisch “etwas dünn” werde. “Rückgang gesund”Und Thomas Gitzel von der VP Bank sieht die Entwicklung sogar positiv. “Auch wenn es vielleicht komisch klingt. Der Rückgang ist gesund.” Für die deutsche Wirtschaften würden die Bäume derzeit nicht in den Himmel wachsen, schreibt er. Es fehle der nötige Schwung der Weltwirtschaft. Stütze sei allein die Binnenkonjunktur. Im gegenwärtigen Umfeld sei es daher schwierig, auf Wachstumsraten von über 1,5 % zu kommen. Gitzel: “Der ZEW-Index holt uns zurück auf den Boden der Tatsachen.”Der Blick auf die neuen ZEW-Daten wird zudem entspannter, wenn man auf die weiter verbesserten Lagebeurteilungen schaut. Sie erhöhten sich stark um 15,1 Zähler auf 70,2 Punkte. Erwartet wurden lediglich 56,5 Punkte. “Die deutsche Konjunktur entwickelt sich gut”, kommentierte auch das ZEW die Daten. Ein stabiler Arbeitsmarkt und steigende Löhne würden das Verbrauchervertrauen stärken und den Konsum in die Höhe treiben. Europa erholt sichPositiv wirken auch die sich erneut bessernden Konjunkturaussichten für die Eurozone auf die deutsche Wirtschaft. Die vom ZEW befragten Experten zeigen sich trotz der Griechenlandkrise recht optimistisch. Der Erwartungsindex für Euroland stieg um 2,4 Zähler auf 64,8 Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage hat sich um 8,3 auf minus 28,3 Punkte verbessert. Angesichts dessen, dass Europa nach wie vor der größte Absatzmarkt für deutsche Güter ist, wird von einer Erholung im Währungsgebiet auch die heimische Wirtschaft profitieren, was dann die auf die Bundesrepublik bezogenen Konjunkturerwartungen wieder nach oben treiben sollte.