DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Konjunkturzuversicht nimmt noch zu

Wachstumsprognose für deutsches BIP 2015 leicht nach oben korrigiert - Höhere Staatsausgaben erwartet

Konjunkturzuversicht nimmt noch zu

ks Frankfurt – Die Erwartungen von Bankvolkswirten und Forschungsinstituten an das deutsche Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr haben sich leicht erhöht. Im Median wird eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,7 % erwartet, wie die jüngste Auswertung der entsprechenden Prognosen durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ergab. Dies bedeutet einen Zuwachs um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zu dem vor zwei Monaten veröffentlichten Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW (vgl. BZ vom 3. September).Mit Ausnahme des Privatkonsums, dem nicht mehr ganz so viel Schubkraft beigemessen wird wie bisher (-0,2 Prozentpunkte auf einen Zuwachs um noch immerhin 1,9 %), erhöhten sich die Medianerwartungen beim Staatskonsum um 0,2 Punkte auf ebenfalls +1,9 %. Bei den Anlageinvestitionen gehen die Konjunkturexperten im Median nun von einer um 0,4 Punkte höheren Zunahme um 2,5 % aus. Dem Export wird trotz der Sorgen um die Schwäche in China und anderen Schwellenländern eine erheblich größere Steigerung um 5,6 % (+ 0,9 Prozentpunkte) vorausgesagt.Die Erwartungen bei der Entwicklung der Verbraucherpreise und der Industrieproduktion für 2015 fallen im Vergleich zum September-Tableau durchgehend niedriger aus. Im Median sinken diese um 0,2 Prozentpunkte auf + 0,3 % bzw. um 0,7 Prozentpunkte auf 1,4 %. Völlig einig sind sich die vom ZEW erfassten Experten bei der Arbeitslosenquote für 2015, welche unverändert mit 6,4 % angesetzt wird.Die Erwartungen an das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr blieben seit September nahezu gleich. Im Median wird weiterhin ein Wirtschaftswachstum von 1,8 % prognostiziert. Geringfügig höhere Medianprognosen gab es bei Privatkonsum, Exporten und Importen. Deutliche Anpassungen zeigten sich allerdings bei der Medianerwartung des Staatskonsums, die von 1,0 auf 1,9 % stieg, sowie auf der anderen Seite bei den Anlageinvestitionen, deren Median um 1,5 Punkte auf nunmehr noch +2,0 % stürzte.Für 2016 wird die Verbraucherpreisentwicklung mit einer Medianprognose von 1,4 % deutlich höher eingeschätzt als noch für 2015. Im Vergleich zum im September veröffentlichten Tableau fällt diese allerdings geringer aus (-0,2 Prozentpunkte). Mit 6,5 bzw. 1,7 % ergeben sich bei den Medianprognosen der Arbeitslosenquote und der Industrieproduktion für 2016 ähnliche Werte wie für das laufende Jahr. Hilfen für FlüchtlingeDie starken Anpassungen nach oben bei den Erwartungen zum Staatskonsum 2015 und 2016 könnten nach Einschätzung von ZEW-Ökonom Frank Brückbauer auf die Verschärfung der Flüchtlingskrise seit Anfang September zurückzuführen sein. “Die unerwartet hohe Zahl an Menschen, die nach Deutschland flüchten, machen zusätzliche Staatsausgaben notwendig.”Bei den Zinsen in der Eurozone haben sich die Erwartungen der Konjunkturexperten nach unten verschoben. Hauptauslöser dafür dürften Brückbauer zufolge die jüngsten Äußerungen der Europäischen Zentralbank gewesen sein. So hatte EZB-Präsident Mario Draghi die Bereitschaft der Notenbank zu einer Ausweitung ihres Anleihenkaufprogramms (Quantitative Easing, QE) signalisiert, sollte sie ihre Inflationsprognosen nach unten korrigieren müssen.Die Medianprognosen der vom ZEW im Tableau erfassten Konjunkturanalysten zu den kurzfristigen Zinsen für die Zeitpunkte in drei und zwölf Monaten sind mit – 0,05 bzw. – 0,07 % negativ. Die Erwartungen der langfristigen Zinsen sanken im Median um 0,1 bzw. 0,2 Prozentpunkte auf 0,7 bzw. 1,0 %. Größere Zinsdifferenz zu USADie erwarteten Differenzen kurzfristiger Zinsen zwischen USA und Eurozone in drei und zwölf Monaten betragen im Median 65 bzw. 133 Basispunkte (+11 bzw. – 23,5 Basispunkte). Vor dem Hintergrund der möglichen Leitzinsanhebung in den USA liegen die Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen zum Zeitpunkt in drei Monaten nun zwischen 35 und 85 Basispunkten (20 und 105 Basispunkte im September). Die Differenzen der langfristigen Zinsen zwischen USA und Eurozone werden im Median nahezu unverändert auf 165 bzw. 180 Basispunkte prognostiziert.