Konjunkturzuversicht steigt erneut

ZEW-Erwartungen klettern im April über die Nulllinie - Bundesregierung vor Prognosesenkung

Konjunkturzuversicht steigt erneut

Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind im April erstmals seit einem Jahr wieder über die Nulllinie geklettert. Ökonomen werten dies als Hoffnungsschimmer, auch wenn der Indikator weiter einen eher verhaltenen Ausblick signalisiert.ba Frankfurt – Finanzmarktexperten blicken im April erneut etwas zuversichtlicher auf die Konjunktur – sowohl auf die deutsche als auch auf die europäische. Denn die ZEW-Konjunkturerwartungen sind erstmals seit März 2018 wieder über die Nulllinie geklettert und notieren nun zudem deutlich höher als von Ökonomen erwartet. Sie werteten den sechsten Anstieg des Stimmungsbarometers in Folge daher als Hoffnungsschimmer in einer Zeit, in der Institute und Ökonomen die Wachstumsprognosen reihenweise – teils drastisch – nach unten schrauben.So wird erwartet, dass die Bundesregierung für das laufende Jahr nur mehr mit einem Plus von 0,5 % rechnet statt wie bislang von 1,0 %. Am heutigen Mittwoch legt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die neue Projektion vor. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sind allerdings noch etwas zuversichtlicher, allerdings haben sie Anfang des Monats ihre Prognose von +1,9 % auf +0,8 % ebenfalls drastisch gekappt. Der Blick auf die Euro-Konjunktur zeigt ein ähnliches Bild – die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Prognosen für den gemeinsamen Währungsraum von 1,7 auf 1,1 % zurückgesetzt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge stufen immer mehr EZB-Vertreter die Projektionen wegen der Konjunkturabkühlung in China sowie der von den USA ausgehenden Handelskonflikte als zu optimistisch ein. Auf der jüngsten Zinssitzung habe eine “signifikante Minderheit” die Vorhersage bezweifelt, dass das Wachstum im zweiten Halbjahr wieder anziehen werde. Gemessen an dem monatlich vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Indikator bleibt der Konjunkturausblick für die Euro-Wirtschaft recht verhalten. Die Erwartungen sind im April um 7,0 auf 4,5 Punkte gestiegen. Die Lagekomponente allerdings hat erneut nachgegeben und liegt nun bei -13,2 Zählern und damit 6,6 Punkte unter dem Vormonatswert.Das ZEW-Konjunkturbarometer für Deutschland hat seinen Erholungskurs, der im Herbst 2018 begonnen hat, fortgesetzt. Im April ist es um 6,7 auf 3,1 Punkte gestiegen, der langfristige Durchschnitt von 22,2 Zählern (siehe Grafik) ist allerdings immer noch weit entfernt. Immerhin hat sich die Erwartungskomponente seit dem Tiefpunkt von Oktober 2018 um fast 28 Punkte deutlich erholt, wie das ZEW betonte. Ökonomen hatten für April einen Zuwachs auf lediglich 0,5 Punkte erwartet. Die aktuelle Lage wurde das siebte Mal in Folge schwächer als im Vormonat eingeschätzt – die entsprechende Komponente gab um 5,6 auf +5,5 Punkte nach.ZEW-Präsident Achim Wambach führt die Verbesserung auf die Verschiebung des Brexit-Termins sowie die Hoffnung zurück, “dass sich das weltwirtschaftliche Umfeld weniger schlecht als bisher vermutet entwickeln wird”. “Die neuesten Zahlen für Auftragseingänge und Produktion der deutschen Industrie ergeben hingegen das Bild einer eher schwachen Konjunkturentwicklung”, sagte Wambach. Für Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, könnte es nach den ZEW-Daten an der Zeit sein für eine erste vorsichtige Aufwärtsrevision der Wachstumsprognosen. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, bezeichnete das Barometer als Hoffnungsschimmer im “konjunkturellen Tal der Tränen”.—– Wertberichtigt Seite 6