Konsumklima trübt sich ein

Euro-Stimmungsindikator sinkt weiter - Schwerer Schlag für die Konjunktur

Konsumklima trübt sich ein

Während Ökonomen angesichts außenwirtschaftlicher Enttäuschungen darauf bauen, dass sich jetzt die Konsumenten als Konjunkturlokomotive erweisen, scheint gerade diesen der Dampf auszugehen. Die geopolitischen Verunsicherungen und die Euro-Debatte schlagen auf die Stimmung. Nur die niedrigen EZB-Zinsen vermögen noch einen gewissen Konsumzwang auszuüben.lz Frankfurt – Das Verbrauchervertrauen in der Eurozone ist im Juli schwächer als erwartet ausgefallen. Der entsprechende Indikator ist nach Angaben der EU-Kommission um 1,5 Zähler zurückgegangen und liegt nun bei – 7,1 Punkten. Volkswirte hatten mit einem viel geringeren Rückgang gerechnet. Der Juni-Wert befand sich mit – 5,6 Punkten bereits deutlich im negativen Bereich. Trotz des unerwartet starken Rückgangs liegt der Indikator aber noch über dem langfristigen Durchschnitt.Hoffnung gibt, dass Europa im Gegensatz zu den USA eigentlich noch am Anfang der Erholung steht. Allerdings fehlt die Entwicklungsperspektive. Zum einen hat die Debatte über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone für Zurückhaltung bei Investoren und Konsumenten gesorgt. Die Verunsicherung dürfte erst schwinden, wenn das Vertrauen in die Stabilität der Währungsunion zurückgekehrt ist, was politische Schritte zu institutionellen Reformen voraussetzt. Zum anderen schwächelt die Weltkonjunktur insgesamt, was die Einkommensperspektiven von Verbrauchern etwa in der Exportindustrie eintrübt.Ein Blick auf den Containerumschlag-Index des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstituts (RWI) zeigt, dass hier keine schnelle Besserung zu erwarten ist. Der Index verringerte sich abermals leicht um einen Zähler auf 118,1 Punkte. Da der internationale Handel im Wesentlichen per Seeschiff abgewickelt wird und der Index gut 73 % des Gesamtumschlags abbildet, lässt er zuverlässige Rückschlüsse auf die Entwicklung zu.Entscheidend ist für die Eurozone in ihrer Gesamtheit, wie speziell die großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich auf diese Entwicklung reagieren. Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) zeigt sich zuversichtlich und bezeichnet die deutschen Konsumausgaben als Wachstumstreiber. Der heimische Aufschwung habe sich gefestigt und erhalte derzeit “vor allem vom günstigen Konsumklima Impulse”, sagt BVR-Vorstand Andreas Martin. Nach der BVR-Prognose wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2015 um 1,8 % expandieren und 2016 um 1,7 %.Auch Frankreich scheint sich gefangen zu haben, wie die jüngsten Daten zum Geschäftsklima signalisieren. Bruno Cavalier, Chefökonom bei Oddo & Cie., hält auf der Basis verschiedener Stimmungsindikatoren gegenwärtig ein Wachstumsplus von bis zu 1,4 % für möglich – mehr, als die Regierung mit 1,0 % erwartet. Aber auch ein schwächeres Wachstum werde sich positiv am Arbeitsmarkt bemerkbar machen und die Konsumstimmung heben, was wieder das Wachstum stabilisiere.