Firmen in Deutschland kommen etwas schwerer an neue Kredite. Das zeigt eine Umfrage des Ifo-Instituts unter Unternehmen, die sich derzeit in Kreditverhandlungen mit ihrer Bank befinden. Demnach spüren vor allem Betriebe aus der Industrie und dem Baugewerbe, dass sie schwieriger an neue Finanzierungen kommen. Nur im Dienstleistungssektor beobachten die befragten Unternehmen niedrigere Kredithürden im Vergleich zur vorherigen Befragung im März. Unter dem Strich meldeten im Juni 27,1% der Befragten eine Zurückhaltung ihrer Bank bei der Kreditvergabe. Im März waren es nur 25,2% gewesen.

Grund für die höheren Kredithürden dürfte die weiterhin schwache Konjunktur sein. Zudem führt das relativ hohe Zinsniveau in der Eurozone zu einer geringeren Nachfrage der Unternehmen nach Finanzierungen. Aus dem Bank Lending Survey (BLS) der EZB geht hervor, dass die befragten Banken in diesem Jahr bislang eine eher niedrige Nachfrage nach Krediten der Unternehmen in der Eurozone wahrnehmen. Am Dienstag veröffentlicht die Notenbank die nächste Ausgabe des BLS – zwei Tage vor dem anstehenden Zinsentscheid, bei dem die EZB die Leitzinsen unverändert lassen dürfte.

Einige EZB-Ratsmitglieder zeigten sich in der Vergangenheit überrascht über die schwache Kreditvergabe und erklärten, dass die Geldpolitik womöglich in diesem Punkt restriktiver wirke als gedacht. Weniger neue Kredite senken den Preisdruck, haben aber auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. „Mit Blick auf die Investitionsschwäche in Deutschland wäre ein leichterer Zugang zu Krediten wünschenswert“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.