Kritik an Trumps "Family & Friends"-Programm

Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim geht mit Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten hart ins Gericht

Kritik an Trumps "Family & Friends"-Programm

lz Frankfurt – Der neue US-Präsident stellt nach Ansicht des Chefvolkswirts des Bankhauses Sal. Oppenheim, Martin Moryson, keine Chance, sondern eine Gefahr für das US-Wachstum dar. Donald Trump habe das Gemeinwesen von Barack Obama “in gutem Zustand” erhalten, rede die Lage wie ein neuer Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens nun herunter, um dann später in der Öffentlichkeit leichter Erfolge vermelden zu können, sagte er in Frankfurt. Allerdings wird die Wirtschaftspolitik Trumps nach Meinung von Moryson – von Einzelfällen abgesehen – eher dafür sorgen, dass allenfalls die Preise in den USA steigen, während das Realwachstum eher schwächelt.Moryson ist diesbezüglich skeptischer als viele andere Ökonomen, die zumindest in der kurzen Frist durch die angekündigten Steuersenkungen und die Erhöhung der Staatsausgaben einen positiven Impuls erwarten. Der Sal.-Oppenheim-Analyst verweist darauf, dass die Steuersenkungen hauptsächlich ein “Family & Friends”-Programm darstellten. Es käme vor allem den Reichen zugute, schone die Konzernkassen, sorge aber nicht für Wachstumsimpulse auf breiter Front. Die zusätzlichen Infrastrukturausgaben würden nur regional wirken, weniger die Volkswirtschaft insgesamt befeuern. Demgegenüber würde die verbreitete Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik des neuen Präsidenten und sein protektionistischer Kurs vielmehr dafür sorgen, dass sich Investoren und Konsumenten zurückhielten.Die USA, so Moryson, hätten schließlich “kein Konjunktur- sondern ein Wachstumsproblem”. Die Demografie schlage auch hier zu. In den kommenden Jahren werde die US-Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nur noch um 0,3 % pro Jahr wachsen statt um 1,3 % wie von 1960 bis 2000. Hinzu käme nun die Ausweisung illegaler Migranten. Auch die Haushaltslage werde zum Problem, da das Defizit steige. Schließlich deute sich eine Konfrontation mit der US-Notenbank an, deren Kurs eher zu einer Dollar-Aufwertung führe, was die angedachte Politik Trumps konterkariere.Ein möglicher Handelskrieg mit China wird nach Einschätzung von Sal.-Oppenheim-Analystin Katrin Löhken außerdem eher die USA selbst schädigen als China. Die Exporte in die USA machten in China zwar 18 % aller Ausfuhren aus. Die Warenströme seien aber zuletzt schon deutlich rückläufig gewesen. Demgegenüber werde der asiatische Markt immer wichtiger. Wegen der internationalen Wertschöpfungsketten würden bei US-Importzöllen von 45 % auf chinesische Produkte die Exporte aber allenfalls um 3 bis 5 % zurückgehen. Die Auswirkungen auf das chinesische Bruttoinlandsprodukt wären begrenzt, die Preise in den USA aber würden steigen. Denn so einfach seien China-Produkte nicht zu ersetzen. So kämen 70 % aller Schuhe weltweit aus chinesischer Produktion.