Arbeitsmarkt

Kurzarbeitergeld: Heil will einfachen Zugang verlängern

Der große Schock auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist zwar ausgeblieben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und BA-Chef Detlef Scheele sorgen sich aber insbesondere um den Ausbildungsmarkt und rufen 2021 zum „Jahr der Ausbildung“ aus.

Kurzarbeitergeld: Heil will einfachen Zugang verlängern

ast Frankfurt

– Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will den krisenbedingt vereinfachten Zugang zum Kurzarbeitergeld bis Ende Juni verlängern. Das kündigte der Minister am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, an. Eine entsprechende Verordnung will Heil kommende Woche vorlegen. Das Kurzarbeitergeld sei die wichtigste Maßnahme zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes in der Coronakrise, waren sich Heil und Scheele einig.

Diesem Urteil schloss sich auch die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) an. Wahr sei aber auch, dass viele Unternehmen aufgrund der Pandemie an ihrer Belastungsgrenze oder schon darüber hinaus angelangt seien, erklärte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter und forderte verstärkte An­strengungen beim Impfen. „Der Impfzug muss daher Fahrt aufnehmen. Aus dem Bummelzug muss ein Sprinter werden. Das hilft dem Arbeitsmarkt am schnellsten.“ An­sonsten werde der erschreckende Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit kaum zu stoppen sein.

2,6 Millionen Kurzarbeiter

Die Kurzarbeit habe eine Massenarbeitslosigkeit verhindert, betonte der Arbeitsminister in Berlin. „Die Zahlen sind gigantisch“, führte Heil aus und verwies auf die 6 Millionen Kurzarbeiter in der Spitze im April. Im Dezember waren 2,1 Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Aufgrund des verlängerten Corona-Teilstillstands der Wirtschaft rechnet BA-Chef Scheele für Januar mit einem Anstieg auf 2,6 Millionen Kurzarbeiter. Besonders betroffen seien nach wie vor Geringqualifizierte und Migranten, so Scheele.

Schwierig dürfte es dem Arbeitsminister zufolge werden, die 1 Million Langzeitarbeitslosen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Gedanke daran, dass diese vor der Krise deutlich gesunkene Zahl wieder so angestiegen sei, lasse ihm das „Herz bluten“, so der Minister. Sorgen bereitet ihm auch der anstehende Ausbildungsjahrgang. „Das Jahr 2021 muss das Jahr der Ausbildung werden“, sagte Heil in Berlin. „Denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen.“ Und diese würden nicht zuletzt im wirtschaftlichen Aufschwung dringend gebraucht.

Scheele unterstrich die Notsituation auf dem Ausbildungsmarkt mit Zahlen: Auf 384000 Ausbildungsplätze kämen dieses Jahr 294000 Bewerber. „Das ist allerdings ein verzerrtes Bild“, so Scheele. Denn die Bundesagentur für Arbeit komme nicht in die Schulen und wisse nicht, wie viele Jugendliche tatsächlich einen Ausbildungsplatz suchten. Mit der Ausbildungsprämie, die Heil in einigen Fällen verdoppeln will, sollen die Betriebe ermutigt werden, Lehrstellen zu halten. Das Kabinett werde am kommenden Mittwoch über den „Schutzschirm für Ausbildung“ abstimmen, kündigte Heil an.

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