Kurzarbeiterzahl steigt auf Rekordhoch

2 Millionen im März - Scheele: Instrument wirkt

Kurzarbeiterzahl steigt auf Rekordhoch

ba Frankfurt – Die Zahl der Kurzarbeiter ist in Deutschland wegen der Corona-Pandemie und der ergriffenen Schutzmaßnahmen auf ein neues Rekordhoch geklettert. Zugleich ist die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen und die Erwerbstätigkeit erstmals seit zehn Jahren gesunken. Auch der Jobmarkt im Euroraum steht im Zeichen des Coronavirus.Vorläufigen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge waren im März 2,02 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit – nach 132 000 im Februar. Das bisherige Rekordhoch stammt mit 1,44 Millionen Betroffenen aus dem Mai 2009, also der Zeit der globalen Finanzkrise. Ende April lag die Zahl der Kurzarbeiter bei rund 6 Millionen, wie Behördenchef Detlef Scheele bei der Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen sagte. Das seien aber auch “6 Millionen, die nicht arbeitslos sind – und es ist auch ein Zeichen, dass dieses Instrument wirkt”. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil lobte die Kurzarbeit als “starke Brücke über ein tiefes wirtschaftliches Tal”, die auch trage. Die Zahl wird wohl noch weiter steigen: Im März und April war für insgesamt 10,66 Millionen Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt worden, bis zum 27. Mai kamen Anzeigen für weitere 1,06 Millionen Beschäftigte dazu. “Das heißt aber nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden”, erklärte Scheele. Viele Betriebe melden prophylaktisch Kurzarbeit an, die Zahl der tatsächlich Betroffenen zeigt sich erst mit einer Zeitverzögerung von bis zu drei Monaten, wenn die Betriebe mit der BA abrechnen. Im Jahresschnitt 2020 rechnet die BA mit 2,2 Millionen Kurzarbeitern, in der Spitze mit bis zu 7,5 Millionen.Wegen der kräftig steigenden Ausgaben für Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld erwartet die BA ein Defizit von 30,5 Mrd. Euro. Da die Rücklage 25,8 Mrd. Euro beträgt, könnten laut Scheele Finanzhilfen des Bundes von 4,7 Mrd. Euro nötig werden. Die Finanzierung des Kurzarbeitergeldes – auf das es einen Rechtsanspruch gebe – sei aber gesichert, betonte Scheele. Arbeitsminister Heil erwartet laut der Nachrichtenagentur dpa-afx dennoch keine höhere Beitragslast für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in den Sozialversicherungen. Die Sozialkassen stünden zwar durch vermehrte Ausgaben und wegbrechende Einnahmen unter Druck. Es sei aber konjunkturell vernünftig, die Sozialabgaben stabil zu halten. Anstieg flacht abWegen der Corona-Pandemie haben im März und April 578 000 Menschen ihren Job verloren, schätzt Scheele: “Jeder Fünfte von den 2,8 Millionen Arbeitslosen ist gegenwärtig auf den Corona-Effekt zurückzuführen.” Das sei “schon eine beträchtliche Zahl, die man da konstatieren muss”, sagte Scheele. Im Mai sei die Arbeitslosigkeit aber nicht mehr ganz so stark gestiegen wie noch im April. Und auch wenn man es im ersten Moment nicht erwarte: “Es haben auch Menschen Arbeit gefunden” – 250 000 an der Zahl. Derzeit gebe es einen saisonunüblichen Verlauf, wobei die Zahl der Arbeitslosen im Mai im Monatsvergleich schon nicht mehr ganz so kräftig geklettert ist. Normalerweise sinkt im Zuge der Frühjahrsbelebung im April und Mai die Arbeitslosigkeit, da die Beschäftigung in Außenberufen zunimmt. Laut BA waren im Mai 2,813 Millionen Menschen arbeitslos, das sind 169 000 mehr als im Monat zuvor. Saisonbereinigt lag der Zuwachs bei 238 000 Personen (siehe Grafik). Für Juni erwartet Scheele zwar einen weiteren, aber flacheren Anstieg. Bei der Beschäftigung zeigten sich ebenfalls erste Spuren der Coronakrise: Die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort im Inland ist im April erstmals seit zehn Jahren im Jahresvergleich zurückgegangen – um 210 000 bzw. 0,5 % auf 44,9 Millionen Personen.Im Euroraum ist die Arbeitslosenquote im April von revidiert 7,1 (zuvor: 7,4) % auf 7,3 % geklettert – laut Eurostat waren 11,919 Millionen Menschen arbeitslos, 211 000 mehr als im März. Allerdings sind die Daten derzeit verzerrt: Nicht jeder, der als arbeitslos gemeldet ist, sei in der Lage, einen Job aufzunehmen, etwa mangels Kinderbetreuung.