Labour-Führungsmitglied demontiert Corbyn

Ashworth sieht kaum eine Chance auf Wahlsieg - Britische Wirtschaft wächst vier Monate in Folge nicht

Labour-Führungsmitglied demontiert Corbyn

hip London – Jonathan Ashworth, der im Falle eines Sieges von Labour bei der Parlamentswahl am Donnerstag Gesundheitsminister werden sollte, hat seinem Parteichef Jeremy Corbyn eine peinliche Niederlage bereitet. Die Lage sei “fürchterlich” für Labour, sagte er in einem Gespräch mit einem Bekannten, dessen Mitschnitt von der Website Guido Fawkes veröffentlicht wurde. Es sei die Kombination aus Corbyn und Brexit, die jenseits der Großstädte zu der “katastrophalen” Situation geführt habe, in der sich die Partei befinde. “Sie können Corbyn nicht ertragen und glauben, dass Labour den Brexit blockiert hat”, sagte er über die traditionelle Wählerschaft in den ehemaligen Industrieregionen des Landes. Unter Uniabsolventen aus der Mittelklasse, die in der EU bleiben wollten, schlage sich Labour ganz gut. Aber das reiche nicht, um eine Mehrheit der Konservativen zu verhindern.Seitdem kann sich Ashworth über mangelnde Resonanz in der Partei nicht beklagen. Die entsprechenden Ecken in den sozialen Netzwerken sind voll von hasserfüllten Botschaften an ihn. Der “Cyberwar” zwischen den Parteien ist derweil in vollem Gange. Was im Internet geschieht, unterliegt keinerlei ernsthaften Restriktionen. Während die Tories als Fact-Checking-Website auftraten, verschickte die Anti-Brexit-Organisation Best for Britain E-Mails mit “Electoral Information” im Absender und der Betreffzeile: “Warnung. Heutiges Handeln erforderlich.” Aktivisten beider Seiten schaffen es zudem immer wieder, Geschichten in den traditionellen Medien platzieren, zuletzt etwa eine Story über ein neun Monate altes Baby, das stundenlang auf ein Krankenhausbett warten musste.Boris Johnson hatte gestern einen Wahlkampfauftritt beim Baumaschinenhersteller JCB, der sich 2016 für den Brexit starkgemacht hatte. Währenddessen klebten sich drei als Bienen verkleidete Mitglieder der Weltuntergangssekte Extinction Rebellion an seinem Tourbus fest.Die britische Wirtschaft hat im Oktober stagniert, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Sie ist damit den vierten Monat in Folge nicht gewachsen. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,1 % gerechnet. “Damit sieht die Prognose der Bank of England von 0,2 % Wachstum im vierten Quartal sehr ambitioniert aus”, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. Eine Möglichkeit sei, dass die politische Unsicherheit auf der britischen Wirtschaft laste. Sollten die Konservativen bei der Wahl diese Woche die Mehrheit erhalten, worauf Meinungsumfragen hindeuten, könnten die Daten demnach Anfang des neuen Jahres besser aussehen. Man könnte allerdings auch sagen, dass das BIP im Oktober durch die Vorbereitungen auf den erwarteten EU-Austritt am 31. Oktober künstlich in die Höhe getrieben wurde. Das Handelsdefizit weitete sich deutlich aus.